Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 600 Domhof, Ortenburgkapelle 1567

Beschreibung

Grabtafel für Sebastian I. von Ortenburg an der Nordwand, obere Reihe, unter der Platte für Karl I. von Ortenburg (Nr. 633). Querrechteckige Platte mit zentrierter Inschrift. Weißer Kalkstein.

Maße: H. 63,5 cm, B. 121 cm, Bu. 3,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. · D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · S(ACRVM) · / ILLVSTRIa) ET INCLYTO COMITI SEBASTIANO IN OR=/TENBVRG, DECEM FILIORVM ET FILIARVM QVATV=/OR, EX MARIA CONIVGE SANGTISSIMAb), PATRI FOE=/LICISSIMO, ADEOQ(VE) TOTIVS SVAE ANTIQVISSIMAE / GENTIS PROPAGATORI VNICO, SVPERSTITES HAC / AETAETEc) NEPOTES ET PRONEPOTES HOC PIETATIS / ET GRATITVDINISd) MONVMENTVM AVTORE / COMITE IOACHIMO POSVERVNT · / ANNO MDLXVIIe) · MORTVVS EST ANNO MCCCCXCV · / · CVM VIXISSET ANNOS · LVIe) · / MENSES · IIIIe) ·

Übersetzung:

Gott, dem besten und größten, geweiht! Dem erlauchten und berühmten Grafen Sebastian zu Ortenburg, glücklichsten Vater von zehn Söhnen und vier Töchtern von der heiligsten Gemahlin Maria und einzigen Erhalter seines ganzen, sehr alten Geschlechts, haben die zu dieser Zeit noch lebenden Enkel und Urenkel dieses Denkmal der Frömmigkeit und Dankbarkeit auf Veranlassung des Grafen Joachim gesetzt im Jahre 1567. Gestorben ist er 1495, nachdem er 56 Jahre und 4 Monate gelebt hatte.

Kommentar

Die Tafel wurde laut Hausmann von dem Passauer Bildhauer Hans Maurer angefertigt1).

Sebastian I. von Ortenburg wurde im August 1434 als Sohn des Grafen Heinrich V. von Ortenburg und dessen erster Gemahlin Ursula Ecker zu Saldenburg geboren2). Seit 1466 ist er als Rat der Herzöge von Bayern-Landshut belegt. Er vermählte sich 1467 mit Maria von Rohrbach, Gräfin zu Neuburg. Von 1477 bis 1479 ist er als Pfleger zu Egg3) nachweisbar, 1490 als Hofrichter in Landshut. Er starb nach Hausmann entgegen der Grabinschrift am 11. Dezember 14904). Der Ehe entsprossen laut Inschrift zehn Söhne und vier Töchter, von denen sieben Söhne und zwei Töchter den Vater überlebten. Hierzu zählt Sebastian II. von Ortenburg (vgl. Nr. 572†). Nach dem Inschriftentext wurde das Denkmal von den 1567 noch lebenden Enkeln und Urenkeln sowie von Graf Joachim, selbst Enkel Sebastians, gesetzt5). Als Mitauftraggeber kommen Johann III. (1529–1568) und Ulrich III. (1532–1586), beide Söhne Alexanders, und Veronika (†1573) und Anna Maria (1547–1607), beide Töchter Karls I., in Frage6).

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerter Anfangsbuchstabe.
  2. Sic, G statt C.
  3. Sic, Verschreibung zweites AE für A.
  4. NI-Verschränkung, evtl. wegen vorausgehender Verschreibung.
  5. Strich über Römischen Zahlzeichen.

Anmerkungen

  1. Hausmann, Grafen zu Ortenburg 58, Anm. 526.
  2. Hausmann, Grafen zu Ortenburg 28; Huschberg, Ortenburg Tab. V gibt als Mutter fälschlich Heinrichs zweite Ehefrau Elisabeth von Törring an. Heinrich hatte diese jedoch erst 1436 geheiratet, nachdem Ursula im selben Jahr verstarb. Sebstian kam aber bereits zwei Jahre früher 1434 auf die Welt, vgl. Hausmann.
  3. Hofmark Egg, Gde. Bernried, Lkr. Deggendorf.
  4. Zu Sebastian I. vgl. allgemein Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, 157–161, allerdings mit veralteter Genealogie; Hausmann, Grafen zu Ortenburg 29.
  5. Zu den von Joachim gestifteten Gedenktafeln vgl. Nr. 572†, Anm. 4.
  6. Zu den Kindern Sebastians I. vgl. Hausmann, Grafen zu Ortenburg 30f., zu den Enkeln 31–33.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 47r; Clm 1302, p. 90; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 28; Epitaphia 5; SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 176; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 176; ABP DKA VI, 24; Kdm Passau 141; Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, Anhang III 19.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 600 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0060006.