Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 572† Domhof, Ortenburgkapelle 1559

Beschreibung

Grabschrift für Sebastian II. von Ortenburg. Nach UBM 2o cod. ms. 397 eine Steintafel an der Wand, links neben dem – damals vorhandenen – Hochaltar, laut BZAR Gen 1279 mit dem Wappen der Ortenburger. In SASR HV NL Wimmer, ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr offensichtlich in Anlehnung an das Original in Majuskel und in zentrierter Anordnung wiedergegeben. In derselben Überlieferung wird beschrieben, dass die Inschrift von einem Kranz umrahmt war, darunter waren die Vollwappen der Ortenburg und der Wolkenstein angebracht, die offenbar aufwändig ausgearbeitet waren1). Die Inschrift befand sich über der für Alexander von Ortenburg (Nr. 602).

Text nach Epitaphia.

  1. Deo optimo maximo illvstri comiti Sebastiano in Ortenburg, svo patrvo et parenti alteri, hoc pietatis monvmentum comes Ioachimus haeresa) vnicvs memoriae ergo posvit. obiit anno M. D. LIX. XXVIb). Avgvstic) cum vixisset annosd) LXXX.

Übersetzung:

Gott dem Besten und Größten. Dem erlauchten Grafen Sebastian von Ortenburg, seinem Onkel und zweitem Vater setzte dieses Mal der Frömmigkeit Graf Joachim, sein einziger Erbe, zum Gedenken. Er starb im Jahre 1559, am 26. August, nachdem er 80 Jahre gelebt hatte.

Kommentar

Graf Sebastian II. von Ortenburg wurde 1479 geboren2). Er war der Sohn des Grafen Sebastian I. von Ortenburg († 1490 bzw. 1495, vgl. Nr. 600) und der Maria von Rohrbach, Gräfin zu Neuburg. Er ist erstmals 1491 als noch Minderjähriger erwähnt. 1551 wurde er kaiserlicher Rat. Wegen körperlicher Gebrechen verzichtete er auf die Regentschaft, die ihm nach dem Tod seines Bruders Christoph 1551 zugestanden hätte, zugunsten seines Neffen Joachim, Sohn Christophs. Sebastian war nicht verheiratet und hatte somit selbst keine Nachkommen3). Daher bezeichnet sich Joachim wohl in der Inschrift als einzigen Erben Sebastians. Graf Joachim bemühte sich als Regent des Hauses nicht nur um den Erhalt und die Erweiterung politischen Einflusses, sondern auch um die Aufrechterhaltung der Familientradition. So ließ er für einige Familienmitglieder Gedenkinschriften anfertigen4).

Textkritischer Apparat

  1. Hier zu Zeiten von BZAR Gen 1279 offensichtlich Beschädigung.
  2. Nur MD SASR HV NL Wimmer.
  3. august Clm 1302.
  4. anno ABP DKA VI, 24; nur ANN, Zeitangabe fehlt, SASR HV NL Wimmer.

Anmerkungen

  1. Laut Kdm Passau Kalksteinplatte mit Elternwappen in Lorbeerkranz, ebenso Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, Anhang III.
  2. Huschberg, Ortenburg Tab. VIII.
  3. Zu Sebastian vgl. allgemein Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, 176–178; Hausmann, Grafen zu Ortenburg 29, 31.
  4. Auf seine Veranlassung wurden auch die Denkmäler für die Grafen Sebastian I. (Nr. 600) und Karl I. (Nr. 633), sowie für Ursula von Ortenburg, seine Frau (Nr. 612†), und Graf Anton, seinen Sohn (Nr. 637), errichtet. Er führte 1563 in seiner Grafschaft die lutherische Lehre ein. Zu Graf Joachim und seiner Zeit vgl. Huschberg, Ortenburg 351–476; zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LXI.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 46rf.; Clm 1302, p. 89; Epitaphia 10; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 30; SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 173; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 173; ABP DKA VI, 24; Kdm Passau 140f.; Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, Anhang III 19 (Wappen).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 572† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0057201.