Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 564 Domhof, Andreaskapelle 1557

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Epitaph für den Weihbischof Heinrich Kurz, an der Südwand im mittleren Joch. Rotmarmor. In Bogenarchitektur Auferstehung Christi. Unter einem Renaissancebogen in einem Wolkenkranz mit Engelsköpfen Christus mit Siegesfahne in der Hand, die Rechte segnend erhoben, auf einer Schlange in einem göffneten Sarkophag stehend, in dem Gebeine sichtbar sind, links und rechts des Sarkophags schlafende und fliehende Wächter. Die Bogenlaibung mit Palmetten verziert, die Pilaster, die den Bogen tragen, mit Palmetten und Grotesken verziert. An der Stirnseite der Bogenwölbung folgend Inschrift (I), erhaben. Im Feld über dem Bogen in den Zwickeln zwei Kreismedaillons mit Wappenschilden, der linke mit Inful und Pedum bekrönt, der rechte mit Bändern verziert, dazwischen eine Rose. Unten in Rollwerkrahmen Inschrift II, links davon der Verstorbene in Pontifikalkleidung mit Pedum, kniend, die Hände gefaltet; unter dem Rollwerkrahmen angedeutete Felsen mit Blumen. Ursprünglicher Standort unbekannt, zur Zeit UBM 2o cod. ms. 397 bereits in der Andreaskapelle, 1960 von der Südwand der Andreaskapelle an die Nordwand der Ortenburgkapelle transferiert, seit 1972 am heutigen Platz.

Maße: H. 178 cm, B. 85 cm, Bu. 3,5 cm (I), 2,5 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/3]

  1. I.

    AVXILIVM MEV(M) A D(OMI)NO

  2. II.

    ANNO D(OMI)NI · Mo Vc L VII DIE XXI / MENSIS IVLII OBIIT · REVE=/RENDIS(SIMVS) IN CHR(IST)O · PATER AC / D(OMI)N(V)S D(OMI)N(V)S HENRICVS KVRZI(VS) / EP(ISCOP)VS CHRISOPOLITANENS(IS) / AC SVFFRAGANEVS. PA=/TAVIENSIS RATISPO=/NAE. NATVS CVIVS / ANIMA DEO VIVATa)

Übersetzung:

Meine Hilfe ist vom Herrn. (I)

Im Jahre des Herrn 1557, am 21. Tag des Monats Juli, starb der hochwürdigste Vater in Christus und Herr, Herr Heinrich Kurz, Bischof von Chrisopolis und Weihbischof zu Passau, gebürtig aus Regensburg, seine Seele lebe bei Gott. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ps 120(121), 2. (I)
Wappen:
Kurz1), unbekannt2).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LIII; zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LIX f.

Heinrich Kurz war von 1523 bis 1528 Passauer Offizial für das Land unter der Enns3), seit 1526 Titularbischof von Chrisopolis4) und Weihbischof von Passau. Seit 1526 fungierte er als Propst in St. Salvator in der Ilzstadt und von 1530 bis 1541 als Pfarrer in Tulln5). 1549–1551 hatte er das Amt des Offizials und Generalvikars für das Land ob der Enns inne6). Ihm gehörte der Barbarahof am heutigen Domplatz Nr. 4, die Dompropstei; er ließ ihn erneuern7). Das Epitaph galt dem Gedächtnis an Kurz. Bestattet wurde er im Grab des Albert von Morspach, auf dessen Grabplatte sich der Namensvermerk und das Wappen befindet8).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte, die letzten beiden auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. BayA2 107 mit Oberwappen: Inful und Stab.
  2. Unter einem Schildhaupt drei 2:1 gestellte Kugeln, Schild an Liebesknoten.
  3. Vgl. Krick, Domstift 218.
  4. Chrysopolis, Titularbistum in Makedonien, heute Kaballa (Griechenland), (vgl. Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastiques XII, Sp. 781), vielleicht auch Chrysopolis, nicht näher lokalisierbares Titularbistum in Arabien (vgl. ebenda, Sp. 787). Vgl. Eubel, Hierarchia III, 346.
  5. Tulln, Pol. Bez. Tulln/NÖ.
  6. Vgl. zur Person Leidl, Weihbischöfe 67 mit der älteren Literatur.
  7. Vgl. Nr. 498 und Mader, Geschichte.
  8. Vgl. die vorhergehende Nummer.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 73r; Kdm Passau 170; Krick, Domstift 239 Nr. 14; Erhard, Geschichte II, 87; Mader, Geschichte 39.
Addenda & Corrigenda (Stand: 09. April 2024):

Das unbekannte Wappen ist das der Zeller (Siebmacher BayA1 64). Heinrich Kurz war ein Sohn des Thomas Kurz und seiner Ehefrau Petronella oder Elisabeth, geb. Zeller, Tochter des Hermann (II.) Zeller (vgl. DI 74 (Regensburg Dom 1) Nr. 327†).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 564 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0056407.