Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 556† Dom St. Stephan 1555

Beschreibung

Grabschrift auf dem Grabdenkmal des Wolfgang von Salm. Hinter dem Altar der Hl. Maria Magdalena, nahe bei seinem „Kenotaph“1), aus schwarzem Marmor.

Text und Beschreibung nach Clm 27085.

I. über dem Haupt.

  1. Deo Optimo Maximo Sacrum. Reverendissimo et illustrissimo principi ac domino domino Wolfgango ex Comitibus a Salmis. ecclesiae huius anstiti vigilantissimi qui vixit annos XLI. mensem I. dies X et obiit anno Domini M.D.LV. nonis decembris pie posituma)

Übersetzung:

Gott dem Besten und Größten geweiht. Dem hochwürdigsten und erlauchtesten Fürsten und Herrn, Herrn Wolfgang, aus dem Geschlecht der Grafen von Salm, dieser Kirche wachsamstem Vorsteher, der gelebt hat 41 Jahre, einen Monat, zehn Tage und gestorben ist im Jahre des Herrn 1555, an den Nonen des Dezember, fromm gesetzt.

II. unter den Füßen.

  1. Omnis qui credit in me non morietur in aeternum

Übersetzung:

Jeder, der an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.

    Bibel- und Schriftstellerzitat(e): Io 11, 26. (II)

Datum: 1555 Dezember 05.

Kommentar

Wolfgang wurde 1514 als dritter Sohn des Nikolaus von Salm und der Elisabeth Freifrau von Rogendorf geboren. Er genoss eine sorgfältige Erziehung. 1530 ist er als Domherr in Passau bezeugt. Bereits 1534 wurde er Dompropst der Passauer Kirche. 1540 im Alter von 26 Jahren Bischof von Passau2). Er schloß eine neue Wahlkapitulation mit dem Domkapitel ab, die die Position des Domkapitels wesentlich stärkte. Sein Pontifikat war von der Auseinandersetzung mit den reformatorischen Bewegungen – vor allem im österreichischen Teil der Diözese – geprägt. Der Bischof stand zwar treu zur katholischen Lehre, war aber um Ausgleich bemüht. 1552 war er Gastgeber des Passauer Fürstentags, auf dem der Passauer Vertrag verabschiedet wurde. Salm bemühte sich um eine Reform des Klerus. Passau wurde zu seiner Zeit neben Wien zum Zentrum des Humanismus im deutschen Südosten. Er sammelte zahreiche Gelehrte und Künstler um sich und errichtete eine private Hofschule, die allerdings mit seinem Tode wieder unterging.

Textkritischer Apparat

  1. Clm 27085 überliefert Inschrift I in Großbuchstaben, sie war also vermutlich in Kapitalis ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Vermutlich das von ihm selbst in Auftrag gegebene Gedächtnismal, vgl. die vorhergehende Nummer.
  2. Zu Wolfgang von Salm vgl. Reichenberger, Wolfgang von Salm; Weiß, Wahl Wolfgangs von Closen 81, 91 Anm. 1; Eichhorn, Beichtzettel 3. Gatz, Bischöfe 613f.

Nachweise

  1. Clm 27085, fol. 203v; Krick, Domstift 228f., Nr. 20.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 556† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0055603.