Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 550 Domhof 1555

Beschreibung

Grabplatte für den Bischof von Gurk, Johann von Schönburg, an der Südwand im siebenten Joch von Westen, Mitte. Rotmarmor. Mitte Wappenschild in Kreismedaillon, das Relief zeigt den Wappenschild, der mit dem Schildriemen an einem Nagel angebracht ist. Inschrift in einem Block über und zwei Blöcken unter dem Wappen. Vor 1960 in der Andreaskapelle1), 1960 in die Ortenburgkapelle verbracht, seit 1972 (?) am heutigen Platz.

Maße: H. 175 cm, B. 83 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/4]

  1. I.

    DORMIO · SED · VIVO · RE/VERSVRVS · CVM · IMPE/RATORE · CHRISTOa) ·

  2. II.

    DEN / 9 · IANVARI · STARB · DER / HOCHWIRDIG · HERR · IO/HAN · VON · SCHONBVRGb) // BISCHOFF · ZV · GVRGKH / ANNO · 1555a)

  3. III.

    JOANNES · A · SCHON · /BVRG · CAN(ONICVS) · PAT(AVIENSIS) · DEO · / GLORIAM · PERHENNEMa) ·

Übersetzung:

Ich schlafe, aber lebe. Ich werde zurückkehren mit Christus, dem Herrscher. (I) Johann von Schönburg, Kanoniker zu Passau. Gott zu immerwährender Ehre. (III)

Wappen:
Schönburg2).

Kommentar

Das Grabdenkmal wurde in mehreren Bearbeitungsschritten angefertigt. Inschrift I und Inschrift III zeigen einen völlig anderen Schrifttypus als Inschrift II. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LII.

Johann von Schönburg war Doktor beider Rechte. Er entstammte einer bayerischen Adelsfamilie3). Weitere Angaben zu seinem Leben sind teilweise widersprüchlich4). Fest steht, dass er 1527 zum ersten mal urkundlich fassbar wird, im Februar 1549 als Gesandter des Fürstbischofs Wolfgang von Salm an der Synode zu Salzburg teilnimmt, 1549–1552 Abt des Stiftes Melk war5) und von1552 bis zu seinem Tode 1555 Bischof von Gurk6). Einig ist sich die Literatur auch, dass er ursprünglich dem Weltpriesterstand angehörte. Während ihn Krick 1528 als Cellerar des passauischen Domkapitels belegt, lässt ihn Obersteiner in den Benediktinerorden eintreten und 1528 Cellerar des Stiftes Melk sein. 1546 wurde er Pfarrer – laut Keiblinger und Obersteiner in Sievering7), laut Krick aber in Sierning8). Uneinigkeit herrscht auch bezüglich des Sterbeortes. Laut Obersteiner und Kleibinger starb er in Straßburg, laut Krick in Passau9).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  2. Es folgt das Wappen.

Anmerkungen

  1. Nach ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr 1881 in der Andreaskapelle. Ein Eintrag am Seitenrand behauptet, dass sich der Stein früher an der Nordseite des Domkreuzganges befand. Jedoch befand sich der Stein schon zu Zeiten von Clm 1302 in der Andreaskapelle.
  2. BayA1 178.
  3. Krick, Domstift 60; Krick, Stammtafeln Nr. 161, 344 (Erwähnung außerhalb der Ahnenreihe).
  4. Die weiteren Angaben aus Keiblinger, Melk I, 751–759, Krick, Domstift 306 und Obersteiner, Bischöfe 305–309.
  5. Melk/NÖ., Benediktinerkloster St. Peter. Zur Tätigkeit als Abt vgl. Keiblinger, Melk I 751–759.
  6. Gurk, Diözese in Kärnten, Metropolie Salzburg. Hauptort: Gurk, Pol. Bez. St. Veit a. d. Glan/K. Zu Johann von Schönburg als Bischof von Gurk vgl. Obersteiner, Bischöfe 305–309.
  7. Sievering/Wien (Teil des 19. Gemeindebezirks), Pfk. St. Severin. Die Vergabe einer Klosterneuburgischen Eigenpfarre an einen Passauer Kanoniker erscheint wahrscheinlicher. was für den Weltpriesterstand Schönburgs zu diesem Zeitpunkt spräche.
  8. Sierning, Pol. Bez. Steyr-Land/NÖ nennt.
  9. Der Tod des hochangesehenen Bischofs in seiner Residenzstadt erscheint wahrscheinlicher, Krick erschloss den Tod in Passau wohl aus dem hier edierten Grabdenkmal.

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 69 (Text abweichend); UBM 2o cod. ms. 397, fol. 53v–54r; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 3; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 266; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 266; Krick, Domstift 266 Nr. 130; Kdm Passau 162; Weber, Gedenktafeln 42.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 550 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0055003.