Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 489 Niedernburg, Klosterkirche 1543
Beschreibung
Figurale Grabplatte für die Äbtissin Brigitta von Seiboldsdorf, in der Parz-Kapelle an der Nordwand. Rotmarmor. Relief der Verstorbenen mit Äbtissinenstab und Rosenkranz, in der Ordenstracht; zu Füßen zwei Wappenschilde. Schrift umlaufend nach innen gerichtet; die Kürzungszeichen fehlen alle wegen ausgebesserter Randbeschädigungen. Quersprung, Beschädigungen durch frühere Befestigungsklammern, Bild- und Buchstabenverlust.
Maße: H. 189 cm, B. 92 cm, Bu. 9 cm.
Schriftart(en): Gotico-Antiqua.
An(n)o d(omi)ni · 1 · 5 · 4 · 3 · 17 · die · Mensis · / Noue(m)bris · obijt · Catho(li)ce · Venerabilis · in Chr(ist)o · ac · Nobilis / d(omi)na · Brigita · de · Seiboltstofa) / · h(uius) · Monasterij · Abbatissa · [vi]xit · 48 · an(nos) · Rexit · 12 · c(uius) · a(n)i(m)a · deo · viuatb) ·
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1543, am 17. Tag Monats November, starb katholisch die in Christus ehrwürdige und edle Frau Brigitta von Seiboldsdorf, Äbtissin dieses Klosters. Sie lebte 48 Jahre und regierte zwölf. Ihre Seele lebe bei Gott.
Seiboldsdorf1), Layming2). |
Textkritischer Apparat
- Sic, r fehlt.
- Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
Anmerkungen
- Bay 22.
- BayA1 18.
- Zur Schrift vgl. auch Einleitungskapitel S. L.
- Zur Familie vgl. auch Nr. 382; Krick, Stammtafeln Nr. 168 A, 360.
- Krick, Klöster, 205, 210.
Nachweise
- Cgm 5620, p. 479; Clm 1302, p. 125 (mit abweichendem Text); ABP OA, Sammlung Seyffert 6, fol. 17ar; ABP Plansammlung, Mappe Niedernburg Nr. 13; SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 276; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 276; Erhard, Geschichte II, 140 Nr. 7, 142; Kdm Passau 252f.; Leidl, Bistumsgeschichte 39–41; Epp, Epigraphische Minuskel 191f., Abb. 23.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 489 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0048904.
Kommentar
Die vorliegende Schrift ist keiner Werkstatt zu zuweisen. Sie kann nicht mehr als Gotische Minuskel bezeichnet werden, da die Brechungen weitgehend abgerundet sind. Auch reichen Schaft-s und f unter die Zeile. Jedoch wird durchgehend ein doppelstöckiges a verwendet. Daneben tritt ein kastenförmiges a auf. Das Schriftbild gleicht in seinen Proportionen noch weitgehend der Gotischen Minuskel, reduziert aber wesentliche Merkmale dieser Schrift wie die Brechungen und kann somit als Gotico-Antiqua bezeichnet werden, auch wenn sich die Schrift von den sonst üblichen Gotico-Antiqua-Typen unterscheidet3).
Der Vater der Brigitta von Seiboldsdorf war der herzogliche Pfleger Bernhardin von Seiboldsdorf, ihre Mutter Elsbeth von Layming4). Brigitta wurde 1495 geboren und 1532 Äbtissin des Klosters Niedernburg, als Nachfolgerin der Barbara Mautner von Katzenberg5). In ihrer Regierungszeit ist 1535 durch das Laudum Bavaricum der Streit zwischen Kapitel, Stadt und Kloster geschlichtet worden. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte auch in Passau die neue Lehre Martin Luthers zahlreiche Anhänger auch unter geistlichen Personen. Deshalb wird in der Grabschrift die Zugehörigkeit zur alten Lehre mit dem Wort catholice erwähnt.