Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 369 Fk. St. Severin 1515
Beschreibung
Grabplatte für den Bürger Wolfgang Käser und seine Ehefrau Ursula, innen an der Nordwand, vierte von Westen. Querrechteckige Platte. Rotmarmor. An den Schmalseiten Reliefs, links Mann mit Wappen, Spindelseite Frau mit Wappen, je in bürgerlicher Tracht auf einem Betstuhl kniend, den Rosenkranz betend, dazwischen Schriftfeld. Gebet (I), Grabinschrift des Ehemanns (II), Grabinschrift der Ehefrau (III), Devise (IV). Schrift mit vergrößerten Anfangsbuchstaben. Oberfläche abgewittert, 1992/93 restauriert und an den heutigen Platz versetzt, vorher seit 1854 außen an der Westwand als Sockelverkleidung des Ölbergs zwischen den beiden Portalen.
Maße: H. 85 cm, B. 155 cm, Bu. 2,5 cm (I, II, III), 3,5 cm (IV).
Schriftart(en): Gotico-Antiqua (I, II, III), Kapitalis (IV).
- I.
· O · Du heiligs leiden vn(d) sterb(e)n Jhesu Criste Erparm dich vbera) vn(n)sb) ·
- II.
A(n)no D(omi)ni · 1515 · Jar Am pfincztag vor d(er) Kreuczboch(e)n / ist gestorb(e)n der Ersam Wolfgang käser purger zu / passaw vor inpruck Der hie vnden begrab(e)n ligtb)
- III.
An(n)o D(omi)ni · 15 ⟨· 27 ⟩ · Jar Am ⟨· 16 · tag herbstmon[ats] ⟩ starb / die Erberg Fraw vrssula die sein hausfraw gebes(e)n / ist got genad in vnd allen gelaubigen sellen Ame(n)b) ·
- IV.
⟨· ALLAIN · DVRCH · CRISSTVM · / · ERASM · KASERc) ·⟩
Datum: 1515 Mai 08; 1527 September 16.
Käser1), unbekannt2). |
Textkritischer Apparat
- Punkte über v.
- Worttrenner in Form eines Quadrangels (v.a. in den nachgetragenen Teilen) bzw. eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.
- Anfangsbuchstaben vergrößert; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
Anmerkungen
- Si4 103.
- Ein aus einer umgedrehten Mondsichel heraus wachsendes Kreuz.
- So Kaff, Volksreligion 15, vgl. dort auch zur Literatur zu Leonhard Käser.
- Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 114 Anm. 2.
- Vgl. auch Kaff, Volksreligion 17.
- SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 7.
Nachweise
- Kdm Passau 326f., Fig 266; Halm, Plastik I, 241, Abb. 228; Hörmann, Severin 28; Weber, Gedenktafeln 88; Högg, Gartner 58; Kaff, Volksreligion 17 (nur IV); Epp, Inschriften 101, Abb.8.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 369 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0036903.
Kommentar
Halm weist die Platte aus stilkritischen Gründen Jörg Gartner zu. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LI (Kapitalis) und XLVIII (Gotico-Antiqua).
Das Epitaph ließ der Sohn Erasmus Käser setzen. Erasmus Käser war ein Vetter des evangelischen Predigers Leonhard Käser3). Er stand selbst im Verdacht, der neuen Lehre anzuhängen4). Auf seine Neigung zum evangelischen Christentum weist vermutlich auch die auf dem Grabstein angebrachte Devise (IV) hin5). Nach der Zettelkartei Schmid ist Erasmus Käser 1525–1527 als Schwertschmied belegt. Sein Vater Wolfgang Käser war ebenfalls Schwertschmied. Er war mit Ursula, einer geborenen Standler oder Stautler, verheiratet. Laut Schmid ist Wolfgang Käser 1498 als Hauptmann in der Innstadt und 1511 als Spitalmeister von St. Gertraud nachgewiesen. 1507 sei ihm vorübergehend das Bürgerrecht aufgesagt worden6).