Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 335 Domhof, Andreaskapelle 1508
Beschreibung
Figurale Grabplatte für den Ritter Tristan Fröschl von Marzoll, an der Ostwand, nördlich des Chores. Rotmarmor. Relief Ritter in Stechzeug, in der Rechten Lanze mit Wappenfahne, die Linke am Schwertknauf, den Helm zwischen den Füßen, unten links das Wappen mit Oberwappen, an der rechten Seite ein weiterer Wappenschild ohne Oberwappen. Schrift umlaufend nach innen gerichtet. Linke obere Ecke abgebrochen, Ausbruch an der linken unteren Schmalseite, Gesicht des Ritters teilweise zerstört. Standort zunächst im Domkreuzgang, 1881 in der Andreaskapelle an der Westwand, 1960 an der Westwand der Ortenburgkapelle, seit 1972 am heutigen Platz.
Maße: H. 247 cm, B. 124 cm, Bu. 10 cm.
Schriftart(en): Gotico-Antiqua.
[An]no D(omi)ni · 1508a) · Jar An aller/heiligen Abent i[s]t gestorben Der Edel gestreng Ritter herr / Tristram Fröschl zu Mar[zol] / Die Zeit Marschalch zu Passaw hie begraben Dem got genadb)
Datum: 1508 Oktober 31.
Fröschl1), Trenbach2). |
Textkritischer Apparat
- Worttrenner in Form eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.
- Zeile endet mit einem Ornament auf der Zeilenmitte mit einem gegenläufigen, verschlungenen Mittelteil, am linken Ende eine Schlaufe, das rechte Ende gegabelt und eingerollt.
Anmerkungen
- BayA1 13, 43.
- BayA1 187.
- Vgl. Halm, Plastik I, 232f., 238.
- Vgl. dazu Högg, Gartner 59, und ders., Trauner 61f. Gartner ist nach 1521 nicht mehr mit neuen Werken fassbar.
- Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
- Vgl. Nr. 244 und Krick, Stammtafeln Nr. 43.
- Sein Neffe Ludwig war seit 1506 Passauer Kanoniker und magister fabricae. Die Familie hatte damals also großen Einfluss im Hochstift Passau.
Nachweise
- UBM 2o cod. ms. 397, fol. 53r; Cgm 1730, fol. 21v; Clm 1302, p. 15 (mit falschem Vornamen: Wilhelmb); SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 52; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 52; Kdm Passau 162, Fig. 133; Halm, Plastik I, 232ff.; Högg, Gartner 59; Liedke, Gartner 46, Anm. 7; Epp, Epigraphische Minuskel 178, Abb. 7.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 335 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0033504.
Kommentar
Die Platte wird Jörg Gartner zugewiesen3). Aus stilistischen Gründen datiert Halm, Plastik, sie um 1515. Die noch sehr runden Buchstabenformen (vgl. z.B. d und g) weisen jedoch in eine frühere Zeit von Gartners Wirken. Der obere freistehende Bogenabschnitt des d (vgl. genad) ist bereits leicht nach oben gebogen, was eine Einordnung in die mittlere Schaffensperiode Gartners nahelegt. Eine Zuordnung des Steines in den Zeitraum um 1515, wie sie Halm vornimmt, oder gar um 1528, so der Zeitansatz von Högg4), erscheint insgesamt zu spät. Eine Einordnung unmittelbar nach dem Tode von Fröschl von Marzoll oder kurz danach (um 1510) ist wahrscheinlicher5).
Tristan Fröschl von Marzoll stammte aus einer Bad Reichenhaller Siedeherrenfamilie. Sein Vater war der Reichenhaller Siedeherr Ludwig Fröschl von Marzoll, seine Mutter Ursula Trenbach zu Waldberg6), sein älterer Bruder der Passauer Kanoniker und spätere Bischof Wiguläus. Tristan war passauischer Hofmeister7).