Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 293† Alte Residenz, Marienkapelle 1500
Beschreibung
Grabschrift für den Bischof Christoph Schachner auf einem Stein, den er sich in der von ihm restaurierten Marienkapelle selber setzen ließ.
Text nach Clm 27085.
Anno Dominia) M.CCCCC. reverendissimusb) in Christo pater et dominus, dominusc) Christophorus Schachner episcopus Patauiensis restauratord) huius capellaee) die saturni quarta mensis Januarii clausit extremum, hic sepultus, cuius anima requiescat in pace. amen.
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1500 beschloss der hochwürdigste Vater in Christus und Herr, Herr Christoph Schachner, Bischof von Passau, Wiederhersteller dieser Kapelle, seinen letzten (Tag) am Samstag dem vierten Januar, er ist hier begraben, seine Seele möge in Frieden ruhen. Amen.
Textkritischer Apparat
- Fehlt Erhard, Geschichte; Hund, Metropolis.
- reverendus Hund, Metropolis, Erhard, Geschichte und Krick, Inschriften.
- Fehlt Hund, Metropolis, Erhard, Geschichte und Krick, Inschriften.
- instaurator Hund, Metropolis und Erhard, Geschichte.
- Bei Hund, Metropolis; Erhard, Geschichte und Krick, Inschriften folgt obiit, dann bricht die Überlieferung ab.
Anmerkungen
- Vgl. Santifaller, Brixener Domkapitel 453–455.
- Wodka, Inhaber 255f.
- Vgl. zu Schachner Zaisberger, Cristoph Schachner, passim; Leidl, Bischöfe 33f.; Oswald, Fürstbischof Schachner 301.
Nachweise
- Clm 27085, fol. 198v; Hund, Metropolis I, 218; Erhard, Geschichte II, 78; Krick, Domstift 228, Nr. 18; Krick, Inschriften 9.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 293† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0029301.
Kommentar
Christoph Schachner (1490–1500) wurde 1490 zum Bischof von Passau gewählt. Er entstammte einer ritterlichen Familie, die in der Gegend von Ried im Innkreis angesiedelt war. Er wurde um das Jahr 1447 geboren, studierte in Wien und Bologna, wo er Prokurator der deutschen Nation war und schloss seine Studien mit dem Grad eines Doctor decretorum ab. 1464 ist er als Domherr zu Brixen belegt. Er wirkte längere Zeit in Rom als Vertreter mehrerer bayerischer Diözesen, Gesandter des bayerischen Herzogs und Erzherzog Sigmunds von Tirol. Er war auch apostolischer Protonotar. 1477 ist er zum ersten Mal für die Diözese Passau tätig. Er wirkte für Bischof Ulrich von Nußdorf als Orator an der römischen Kurie. 1478 ist er als Passauer Domkapitular und herzoglich bayerischer Rat belegt. 1485 wurde er Domdekan in Passau und gab seine Brixener Pfründe auf1). Als Domdekan war er jedoch nicht unumstritten. 1490, nach seiner Wahl zum Bischof, stiftete er ein Kollegiatsstift an die Kirche St. Salvator in der Ilzstadt. Als Bischof übernahm er die Pfarrpfründe in Krems2). Er förderte den Buchdruck und wirkte als großer Bauherr am Dom, ließ die Hofkapelle neu erbauen (vgl. Nr. 225) und den Schachnerbau des Oberhauses errichten. Trotzdem konnte er die Schulden des Hochstiftes durch kluge Wirtschaft erheblich mildern. Unter seinem Pontifikat wurde das erste Passauer Missale gedruckt (1491). Schachner war von auffallender Statur. Bei der Exhumierung seiner Gebeine maß das Skelett noch 192 cm3).