Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 132 Domhof, Andreaskapelle 1440

Beschreibung

Scheintumba für den Dompropst Paul von Polheim, an der Chornordwand. Rechteckige Rotmarmorplatte schräg ins Mauerinnere liegend eingebracht. Mauernische oben und unten von einem Maßwerkfries abgeschlossen, im oberen Fries Apostel- und Prophetenbüsten. Auf der Platte der Verstorbene im Chorgewand mit Almucia auf einem Kissen mit Quasten liegend, in der Rechten ein Buch, zu Häupten Draperie von zwei Propheten gehalten, zu Füßen eine liegende Bracke. Links unten das damastizierte Wappen von einem Affen gehalten. Schrift umlaufend nach innen gerichtet, an der rechten Langseite beginnend. Vor dem Beginn der Inschrift, auf dem Schriftband, Darstellung des Auferstandenen auf dem Sarkophag sitzend, in der Linken die Siegesfahne, die Rechte segnend erhoben. Standort bereits 1771 am heutigen Platz in der Andreaskapelle neben dem mittleren Altar in der Wand.

Maße: H. 133 cm, B. 253 cm, Bu. 11,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/1]

  1. Hic · est · sepultus · Venerabilis · dominus · Paulus · de Polhaym · Prep/ositus · Ecclesie · Patauiensis · / Qui · obijt · Anno · domini · Millesimo · Quadringentesimo · xlo · xva / · die · mensis · Aprilisa) ·

Übersetzung:

Hier ist begraben der ehrwürdige Herr Paul von Polheim, Propst der Kirche zu Passau, der im Jahre des Herrn 1440, am 15. Tag des Monats April, starb.

Wappen:
Polheim1).

Kommentar

Halm weist die Platte dem Meister der Grabplatte für Ulrich Kastenmayr in Straubing zu2). Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLII; zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LVIII.

Paul von Polheim in Wels auf Lichteneck und Perz entstammte einer österreichischen Adelsfamilie, aus der auch mehrere Passauer Kanoniker hervorgingen. Sein Vater war Andreas von Polheim zu Tegernbach, seine Mutter Barbara von Hannsbach. Sein Bruder Reinbrecht von Polheim war Landeshauptmann ob der Enns3). Paul ist am 18. Februar 1415 als Kanoniker genannt und wurde 1427 Dompropst4).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels mit vier eingerollten Zierstrichen, auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. NÖ1 354.
  2. Halm, Plastik I, 74f.
  3. Vgl. Krick, Stammtafeln 132 B, 291.
  4. Vgl. Krick, Domstift 4, 41, 177f. Nr. 101, 103.

Nachweise

  1. Cgm 1730, fol. 16v; UBM 2o cod. ms. 397, fol. 49rf.; ÖNB cod. ser. nov. 13979, f 22v–23r; Clm 1302, p. 72 (Text und Datum abweichend); BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 16, loses Blatt; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 198; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 198; Leonhardt, Grabdenkmäler 49; Kdm Passau 153, Fig. 115; Krick, Domstift 256 Nr. 61; Weber, Gedenktafeln 27; Pinder, Plastik 275; Schmitt, Grabmäler 514f., Abb. 217.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 132 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0013203.