Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 46 Domhof, Ortenburgkapelle 1353
Beschreibung
Figurale Grabplatte mit den Grabinschriften für die Domdekane Wolfker von Aistersheim und Wolfker von Haidendorf (Nr. 46) sowie den Kanoniker Hadamar von Aistersheim (Nr. 110), an der Nordwand. Mehrfachverwendung der Platte. Rotmarmor. Im Mittelfeld Ritzzeichnung mit Darstellungen der beiden Domdekane ziemlich abgetreten, beim linken noch zu erkennen, dass er ein Buch in Händen hält, zu ihren Füßen unter zwei Dreipassarkaden die jeweiligen Wappen (Nr. 46), ziemlich abgetreten, linkes Wappen Aistersheim wohl im Zuge der Nachbestattung Hadamars durch ein inkrustiertes Wappen in schwarzem und weißem Marmor ersetzt (Nr. 110), rechtes Wappenbild, vermutlich Haidendorf, erloschen. Die Platte im Zuge der Nachbestattung um 180° gedreht. Schrift umlaufend nach innen gerichtet, zwischen vertieften Linien (Nr. 46) bzw. vier Zeilen (Nr. 110). Abgetreten, jedoch nur vereinzelter Buchstabenverlust durch Befestigungsklammern, Quersprung ausgebessert, wohl durch die Aufstellung am jetzigen Platz entstanden. Standort seit 1771 in der Andreaskapelle im Boden, nach mehrmaligem Wechsel seit 1972 am heutigen Platz.
Maße: H. 228 cm, B. 119 cm, Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ ANNO · D(OMI)NI · Mo · CCCo · LIIIo · IIIo · YD(VS) / MARCII · WOLFKER(VS) · DE · AI[S]TERSH(EIM)a) Q(VO)NDA(M) · DECAN(VS) · PAT(AVIENSIS) · O(BIIT) / + ANNO · D(OMI)NI · Mo · CCCo · XIIIo · IIIIo · YD(VS) / IVNII WOLFKER(VS) DE · HAI[D]ENDORF · DECAN(VS) · PAT(AVIENSIS) · ECC(LESI)E · O(BIIT)b) ·
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1353 am dritten vor den Iden des März starb Wolfker von Aistersheim, einstmals Dekan von Passau. Im Jahre des Herrn 1313 am vierten vor den Iden des Juni starb Wolfker von Haidendorf, Dekan der Passauer Kirche.
Datum: 1313 Juni 10; 1353 März 13.
Aistersheim (Nr. 110). |
Textkritischer Apparat
- Kürzungszeichen zerstört.
- Worttrenner in Form eines Punktes auf der Zeilenmitte.
Anmerkungen
- Seyffert, StBP 87, bietet bei sonst identischem Text ein völlig anderes Todesdatum, das wohl auf einem Lesefehler beruht.
- Seyffert, StBP 87, bietet ein anderes Todesdatum bei sonst identischem Text. Wohl daraus hat Hansiz, Germania Sacra I, Corollaria Nr. VIII, auf einen weiteren Domdekan dieses Namens geschlossen; vgl. auch Krick, Domstift 11 Anm. 4 und ders., Stammtafeln Nr. 4.
- Lambach, Pol. Bez. Wels-Land/OÖ., Benediktinerstift Mariae Himmelfahrt. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 2, 293.
- Vgl. Nr. 110. Zu Wolfker von Aistersheim vgl. auch Krick, Domstift 176f. Nr. 92–95, 243.
- Zwischen den beiden Domdekanen amtierten laut Krick, Domstift 11, noch Meingot von Waldeck (†28. Januar 1321). Vgl. Nr. 22 und Albert von Morsbach.
- Zu Wolfker von Haidendorf vgl. auch Krick, Domstift 11, 76–84, 86–89, 173f., 222.
- Mattsee, Pol. Bez. Salzburg-Umgebung/S., Kollegiatstift St. Michael.
- Malgersdorf am Kollbach, Lkr. Rottal-Inn.
- MGH Necrologia Germaniae IV, 116.
- MGH Necrologia Germaniae IV, 16.
Nachweise
- BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 10; Seyffert, StBP 87 fol. 111; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 7; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 7; Krick, Domstift 250 Nr. 3, 252 Nr. 22; Kdm Passau 155f.; Fuchs, Standorte 326, Nr. 1, 13.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 46 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0004607.
Kommentar
Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XXXIII; zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LXV.
Wolfker von Aistersheim urkundete 1321 als Passauer Kanoniker und Archidiakon von Lambach3). Er wurde 1325 Scholaster und Domdekan und resignierte 1336. Sein Vater war Dietmar von Aistersheim, der von 1285 bis 1336 urkundlich belegt ist. Wolfker war der Großonkel des Hadamar von Aistersheim4). Warum er eine gemeinsame Grabplatte mit seinem 40 Jahre zuvor verstorbenen Vorgänger im Amt, Wolfker von Haidendorf, errichten ließ, ist nicht bekannt5).
Seit 1281 wird Wolfker von Haidendorf6) als Domdekan urkundlich genannt; er trat aber wohl schon 1279 die Nachfolge von Otto IV. an. Er war verwandt mit Heinrich von Haidendorf, der 1253 bis 1258 als Custos, 1260 bis 1262 als Thesaurar und 1261 als Archidiakon von Mattsee7) und Pfarrer in Malgersdorf8) belegt ist. Er wird im Fürstenzeller Nekrolog als Wohltäter des Klosters genannt9). Das Aldersbacher Nekrolog (D) gedenkt Wolfker von Haidendorfs am 11. Juni10).