Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 909 Domkreuzgang 1659
Beschreibung
Grabschrift für Johann Franciscus Geymann. Die Inschrift befand sich auf einem Textfeld, das in Form eines Tuches gestaltet war, das von zwei Engeln gehalten wurde; darunter war das Geyman’sche Wappen zu sehen, das offensichtlich farblich gefasst war. Unten rechts fehlte bereits zu dieser Zeit ein Stück des Steines, auf dem sich vermutlich das Wappen der Mutter befunden hatte.
Text und Beschreibung nach StBP Hist. eccl. 130 VII gr.
hic flos hica) fructus jacet / quem Martius non tulit sed abstulit / calor non animavit sed necavitb) / suprema grammatices classis erudiitc) et promovit / perillustris baronum geiman prosapia genuit / et praebuit immortalitati.d) / Hyacinthus1) fuit Joannes Franciscuse) / fateor / ne tamen jactaretur aliquando / illuc a Zephyro1) mundi voluptate / una benignior sororum2) / filum abscidit dissensionsisf) / subsistite flores / et ex hoc / florere discite et maturescere / quig) floruit eth) maturesceret / maturuit ut florem retineret innocentiae / subsistite / vosi) fatum quot quotf) distulit / et martius non vidit / nec janus hic 1659 aperuitk) / januaml) mortalitatis / sicm) florete / bene enim conveniunt / et in uno morantur tumulo / fructus floridi / et flosculi fructuosi.
Übersetzung:
Hier liegt die Blüte, die Frucht, welche der März nicht brachte, sondern hinwegnahm, welche die Wärme nicht belebte, sondern tötete, welche die höchste Klasse der Philologie bildete und förderte, welche das hochberühmte Geschlecht der Barone Geyman hervorbrachte und der Unsterblichkeit darbot. Ein Hyazinth war Johann Franciscus. Ich gestehe, dass er dennoch nicht irgendwann von Zephyr dorthin aus weltlicher Begierde geweht wurde; eine gütigere der Schwestern durchschnitt den Faden des Streites; haltet stand, ihr Blüten, und lernt von dem zu blühen und zu reifen, der geblüht hat um zu reifen. Er ist zur Reife gelangt, damit er die Blüte der Unschuld behält. Haltet ihr stand und der März sah nicht, wie viele das Schicksal weggenommen hat. Und auch Janus hat hier 1659 nicht das Tor des Todes geöffnet. So blüht! Es passen nämlich gut zusammen und verweilen in einem Grab die blühenden Früchte und die fruchtigen Blütchen.
Geymann3). |
Textkritischer Apparat
- Fehlt, ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151.
- necavit fehlt, UBM 2o cod. ms. 397.
- erudivit UBM 2o cod. ms. 397; audiit SASR HV NL Wimmer.
- et bis immortalitati fehlt, dafür etc(etera) etc(etera) UBM 2o cod. ms. 397.
- Ende der Abschrift, Rest des Textes fehlt, UBM 2o cod. ms. 397.
- Sic!
- que ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151.
- Sic, evtl. Abschreibfehler zu erwarten ist ut.
- Davor (flores) ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151.
- operuit SASR HV NL Wimmer.
- Davor zwei Gedankenstriche in Abschrift; Fehlstelle?; ebenso SASR HV NL Wimmer und ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151.
- Davor zusätzlich et SASR HV NL Wimmer.
Anmerkungen
- Hyacinth und Zephyrus spielen auf Ovid, Metamorphosen 10, 184–215 an.
- Gemeint sind die Parzen.
- OÖ 62, Taf. 26; NÖ1 123, Taf. 61.
- Nebinger, Totenbuch 118.
- Vgl. Krick, Domstift 78.
Nachweise
- UBM 2o cod. ms. 397, fol. 103r (sehr fragmentarischer Text, aber Wappenabzeichnungen); SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 59; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 59.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 909 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0090900.
Kommentar
Die Abschrift nennt als Schrift lateinische Majuskeln, was auf die Verwendung von Kapitalis hindeutet. Ebenso deutet der Kopist durch Schrägstriche den Zeilenumbruch des Originaltextes an.
Das Totenbuch des Domes verzeichnet die Bestattung des nobilis iuvenis Franz Geyman provincialis Austriae für den 11. März 16594) und gibt an, er sei im Haus des R. D. Gundakar von Taufkirchen, also wohl des Domkanonikers Wolfgang Gundakar von Taufkirchen in Gutenberg verstorben5).