Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 907 Domhof 1658

Beschreibung

Grabtafel für den Arzt Kaspar Hiltprand, an der Südwand, im zweiten Joch von Westen, oben. Kalkstein (Schriftplatte) und Rotmarmor. Architektonischer Rahmen in Rotmarmor, oben halbrunder Aufsatz, darunter Gesims, unten ein weiteres Gesims mit Unterhang, innerhalb des Rahmens Schriftplatte, Text zentriert. Auf dem Rahmen Befestigungsspuren von Wappenreliefs, im Aufsatz, an den seitlichen Pilastern und im Unterhang, heute verloren1).

Maße: H. 106 cm, B. 110 cm, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. EPITAPHIVMa) / SITEa) GRADVM, ET MIRARE VIATOR, / MEDICVS CVRAVIT SEIPSVM . / ET QVIS HIC ? / CASPARVSa) HILTBRANDa) MEDICINAEa) DOCTORa) / SERENISSIMIa) AC REVERENDISSIMIa) PRINCIPISa) LEO/POLDIa) GVILIELMIa) etc(etera) CONSILIARIVSa) AVLAEa) PASSA/VIENSISa) MEDICVSa) ET COMESa) PALATINVSa) CAESARE(VS)b) / QVIa) VITAM HANC IDEO DESERVIT VT ANIMAM / CVRARET EAQVE CVRATA VIVERET IN COELISa) . / ANNORVMa) LXII VITAM FINIT XVIII MENSEa) / DECEMBRI . ANNOa) M . D . C . LVIII . / REQVIESCATa) IN PACEc) .

Übersetzung:

Grabschrift. Halte den Schritt ein und staune, Reisender. Der Arzt hat sich selbst geheilt. Und wer ist dieser? Kaspar Hiltprand, Doktor der Medizin, des durchlauchtigsten und hochwürdigsten Fürsten Leopold Wilhelm etc. Rat und Passauischer Hofarzt und kaiserlicher Pfalzgraf, der dieses Leben deshalb verlassen hat, damit er seine Seele heile und diese geheilt im Himmel lebe. Er beendete das Leben, das 62 Jahre [währte], am 18. im Monat Dezember, im Jahre 1658. Er ruhe in Frieden.

Kommentar

Laut StBP Hist. eccl. 130 VII gr war Kaspar Hiltprand in erster Ehe mit Anna Franziska de Lasso verheiratet, die am 15. Juli 1654 verstarb. In zweiter Ehe war er nach Angabe in StBP Hist. eccl. 130 VII gr mit Anna M. Reindl, Tochter des herzoglich-baierischen Regimentsrates Ferdinand Reindl und der Maria Reindl, geb. Kherning, vermählt. In einer weiteren Inschriftenüberlieferung ist aber noch eine dritte Frau, nämlich Rosina Hiltprand2), als Ehefrau Kaspar Hiltprands belegt.

Seine Eltern waren wohl der Stadtarzt Johann Hiltprand und Ursula Hiltprand, geb. Schweikl3). Er selbst war fürstlicher Hofrat, kaiserlicher Pfalzgraf und Arzt des Fürstbischofs Leopold Wilhelm4). Das Totenbuch verzeichnet seine Bestattung unter dem 20. Dezember 16585).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe vergrößert.
  2. Anfangsbuchstabe vergrößert; us-Haken tiefgestellt.
  3. Anfangsbuchstabe vergrößert; es folgt ein Punkt in ornamentaler Form.

Anmerkungen

  1. Das von StBP Hist eccl. belegte Wappen wird von Siebmacher als Wappen der Schweickel (BayA3 78) nachgewiesen. Vermutlich trug der Stein mehrere Wappen, darunter das Wappen von Caspar Hiltbrands Mutter, das zur Zeit von StBP als einziges noch erhalten geblieben war.
  2. Vgl. Nr. 854†.
  3. Vgl. Nr. 810 und Angaben in StBP Hist. eccl. 130 VII gr.
  4. Kdm Passau 123.
  5. Nebinger, Totenbuch 118.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 99; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 99; Kdm Passau 123.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 907 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0090706.