Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 792 Domhof 1618

Beschreibung

Epitaph für den Hofrat Joseph Schuechel zu Kading, an der Westwand im dritten Joch von Norden. Kalkstein. Geschweifter Aufsatz mit Wappenmedaillon, darin zwei Vollwappen. Im Hauptgeschoß Nische mit Relief zwischen mit floralen Motiven belegten Pilastern und Rollwerkseitenhängen. Darunter querovale Schrifttafel in Rollwerkrahmen, unten durch einen Engelskopf mit Flügeln, begrenzt. Relief zweigeteilt, oben in Rundbogenfeld Flucht nach Ägypten, Maria mit dem Kinde auf dem Esel, der von Josef geführt wird, am rechten Bildrand Baum; in den oberen Zwickeln je ein Engelskopf; im unteren Teil des Reliefs links Altar mit Kruzifix, rechts der Verstorbene kniend, in betender Haltung, dem Altar zugewandt, im Hintergrund Architektur mit zwei Flachbögen, sowohl Altar als auch Verstorbener je in einem Bogen. Oberfläche mit erheblichem Bild- und Textverlust zerstört1).

Text ergänzt nach UBM 2o cod. ms. 397.

Maße: H. 140 cm, B. 70 cm, Bu. 1,1 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. Der [Allerhail(igsten) Dreyfal]tigkhait Gott Vatter Sohn vnd / H(eiligem) Geist der hochgelobten [Jungfrau] Maria vnd [dem] gantz[en] Himli/sche[n] Hora) zu [lob v]nd Eh[r dan zu ewiger ge]dech[tnus wei]llendt deß Edlen / vnd vesten Herrn [Joseph]en Sch[uehels zu Khätting ge]weste[n] f[ürs]t(lichen) Hofrats / vnd Rent[meisters] z[u] Pass[au] seligen [hatb) desselben ayden] der Ehrnuesst / Peter [Zei]dlmair [Hoffrichter zu Nidernburg] alhir vnd S[ab]ina sein Ehliche Ha=/usfrau [erstwohlgedachten Herrn Schuechels hinterlassner] Eheleibliche Tochter dises Epitaphium mach[(en) etc(etera) desselbenc)] Alters 72 J(ahr) / vnd ist hinach den 26 Nouemb(ris) A[(nn)od)] 1596 in Gott seeligelich verschie=/den dessen und allene) Christglau[big]en Seelen der Barmhertzige Gott / Ein froliche Auferstehung verleyhen welle Amen · / 16 · // 18 f) ·

Wappen:
unbekannt2), erloschen3).

Kommentar

Joseph Schuechel oder Schiehel war 1548–1552 Landgerichtsschreiber, dann Rentmeister zu Passau und saldenburgischer Verwalter, seit 1561 Hofrat. 1572 kaufte er die Hofmark Satzbach4) von Christoph Tengler, seit 1588 war er Hofmarksherr zu Kading5). In erster Ehe war er mit Regina Peugl, in zweiter mit einer Euphemia verheiratet6). Aus der ersten Ehe gingen die Kinder Wolf, Maria, Abraham und Sabina hervor7). Letztere ließ zusammen mit ihrem Ehemann, dem niedernburgischen Hofrichter Peter Zeidlmayr8), 1618 das Grabmal setzen. Schuechel hatte wahrscheinlich die Schuechel-Messe auf dem St. Erasmus-Altar bei St. Paul zu Passau gestiftet9), außerdem beteiligte er sich an den Kosten der Neuverglasung von St. Ägid10).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, o ohne ö-Striche.
  2. Davor zusätzlich (et)c(etera) ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr.
  3. Sic; an Stelle von etc(etera): und alda aufrichten lassen ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr, was Buchstabenreste untermauern.
  4. -o wahrscheinlich hochgestellt.
  5. Es folgt etc(etera), Rest der Inschrift bis auf die Jahreszahl fehlt, UBM 2o cod. ms. 397.
  6. Zeile durch das Wappen geteilt; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Epitaph schon zur Zeit von ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr 1881 erheblich zerstört.
  2. Quadriert: (1/4) ein geschlossener Flug, (2/3) eine Vogelklaue.
  3. ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 vermutet als Wappenbild eine Gans, die im Oberwappen wiederholt wird und zwischen zwei Büffelhörnern steht, ebenso StBP Hist. eccl. 130 VII gr.
  4. Satzbach, Gde. Thyrnau, Lkr. Passau. Zur Geschichte der Hofmark vgl. Veit, Hochstift 117f.
  5. Kading, Gde. Windorf, Lkr. Passau. Vgl. auch Erhard, Topographie I,2 33.
  6. Vgl. auch Eichhorn, Beichtzettel 123 Anm. 1, 134 Anm. 8, 152 Anm. 23 und 155 Anm. 50.
  7. Vgl. Heider, Regesten Nr. 151f.
  8. Eichhorn, Beichtzettel 312.
  9. Krick, Seelsorgevorstände 53.
  10. Vgl. Nr. 644†.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 103v; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 270; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 270; Erhard, Topographie I,1 214; Kdm Passau 116.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 792 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0079200.