Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 788 Oberhausmuseum vor 1617 Oktober 4 / 1630

Beschreibung

Epitaph für den Ratsbürger Wolf Stänndler und seine Ehefrau Ursula im Schachnerbau, Museumsdepot. Rotmarmorarchitektur mit Kalksteineinlagen. Im Auszug Kreismedaillon mit Muschelwerkumrahmung, von zwei Tritonenkindern gehalten, darin Wappen; in der Gesimszone Reimverse (I). Mittelzone zwischen zwei Leisten Relief der Barmherzige Samariter1). Im Vordergrund der Samariter, den Überfallenen versorgend, mit Pferd und Hund. Im Hintergrund in Landschaft mit Bäumen der Priester und der Levit, die davon eilen, und der Samariter mit dem Überfallenen bei der Herberge, ganz im Hintergrund Stadt; in der Sockelzone Grabinschrift (II), Unterhang mit Löwenkopf mit Ranken, Seitenhänge mit Voluten. Ursprünglicher Standort unbekannt, seit 1934 im Oberhausmuseum. Jetzt im Museumsdepot, Inv.-Nr. 13785.

Maße: H. 145 cm, B. 64 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Oberhausmuseum Passau [1/2]

  1. I.

    Christus Vnss Thuett Lernnen SchanWie Wier Vnsern Negsten sollen, / Beystan Vuda) Vnsere augen nit Abwentten Von den Armen Vnd Ell=/=endenauch sollen Wir Nit Veryber gan Wie dise Priester vnd Leuit / hatt gethan

  2. II.

    Anno Domini 1.6.⟨17⟩ Jar den ⟨4 Ocdob(er)⟩ : starb vnd ligt / alhie begraben Wolff Stänndler Raths Burger alhie / Auch sein Eheliche Haußfraw Vrsula so den ⟨15 Apprili⟩ /A(nn)ob) 16⟨30⟩ : Jst gestorben bey der er Jn Ehelichen / stantt Erworben hatt .6. Sihn Vnd .4 Töchter Der / Allmechtig Gott wölle Jnen Vnd allen Christglaüb=/=igen sellen genedig vnd Barmherczig sein vnd Am / Jüngsten Dag ein Fröliche aufferstehung vnd das / Ewige Lebenc) Verleichen Amen.d)

Versmaß: Deutsche Reimverse (I).

Wappen:
unbekannt2).

Kommentar

Wolfgang Stänndler stammte aus einer alten Innstädter Ratsfamilie, die ursprünglich aus Laufen an der Salzach3) zugewandert war. Er selbst war von 1586 bis zu seinem Tode Ratsmitglied4). Er war Schwertschmied und besaß ein Haus in der Schmiedgasse. Er war außerdem Zechpropst. Von den im Epitaph benannten sechs Söhnen und vier Töchtern ist ein Sohn Thomas, ebenfalls Schwertschmid und Ratsbürger, nachweisbar5).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, u mit diakritischem Zeichen an Stelle von n.
  2. o hochgestellt.
  3. e mit zwei Punkten.
  4. Ornamentales Zeichen am Textende.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lk 10, 30–37.
  2. Geteilt, oben ein gestürzter Mond, unten viermal schräggeteilt.
  3. Laufen, Lkr. Berchtesgadener Land/OB.
  4. Bereits in der Ratsliste von 1555 ist ein Wolf Ständler genannt, vgl. Loibl, Passaus Patrizier 95. Wenn es sich um die gleiche Person handeln sollte, so hat Ständler ein sehr hohes Lebensalter erreicht.
  5. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 98 Anm. 100, 112 Anm. 6, 144 Anm. 2, 371–385.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 788 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0078801.