Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 67: Stadt Passau (2006)
Nr. 753 Thyrnau, Fk. St. Christophorus 1605 / 19. Jh.
Beschreibung
Grabinschrift für Helena von Schätzl. In der Kirche an der Südseite des Chores an der Wand. Hochrechteckige Platte. Kalkstein des 19. Jahrhunderts, angeblich ehemals in St. Salvator. Schrift zentriert, über der Inschrift ein gleichseitiges Kreuz.
Maße: H. 58,5 cm, B. 38,5 cm, Bu. 1,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ALLHIER / LIGT IN GOT DIE WOLEDLE FRAV / HELENA, DES FREIHERN WOLF ADAM SCHAEZL / ZV TIRNA HÖRMANSPERK, VND FRAVEN / ANNA TOCHTER, SOMIT IHREN KINDERN / VOR ETLICH IAREN IN DIE PHALZ / GEZOGEN. DEN GOT GENAD. M . D . C . Va) .
Textkritischer Apparat
- Worttrenner in Form eines Punktes auf der Grundlinie.
Anmerkungen
- Vgl. Leoprechting, Schätzl 132. 155. Vgl. auch die Anmerkungen eines Mitglieds des Historischen Vereins im gleichen Band der VHN 7 (1860) 362f.
Nachweise
- ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 248; StBP Hist. eccl. VII gr. Nr. 248; Leoprechting, Schätzl 155; Kdm BA Passau 231/279.
Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 753 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0075304.
Kommentar
Schrift und Formulierung der Inschrift weisen eindeutig anachronistische Züge auf. Helena ist als Tochter des Wolf Adam und der Anna bezeichnet, Kinder werden genannt, von einem Ehemann ist jedoch keine Rede. Helena, ein Mitglied des landständischen Adels, scheint also als unverheiratete Mutter mehrerer Kinder allein mit diesen Kindern in die Pfalz gezogen zu sein, eine zu Beginn des 17. Jahrhunderts unwahrscheinliche Vorstellung. Auch die Formulierung ALLHIER LIGT verbunden mit dem Hinweis auf Helenas Umzug in die Pfalz erscheint unlogisch, das Epitheton WOHLEDLE ist in Passau ansonsten erst im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts belegt. Es dürfte sich bei dieser Platte ziemlich sicher um eine Fälschung des 19. Jahrhunderts handeln. Der königlich-bayerische Finanzrat und Hofbankier Johann Lorenz Schäzler aus Augsburg konstruierte mit ihr sozusagen das „Missing link“ zwischen seinen aus der Oberpfalz stammenden Vorfahren und den Passauer Freiherrn Schätzl1).