Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 712 Niedernburg, Kreuzgang 1597/nach 1598 August 9

Beschreibung

Unterhang eines Epitaphs für den Domdekan Anton Fabritius, im Nordflügel an der Nordwand, sechstes Joch von Osten über dem Fenster zum Keller. Kalkstein. Kreisrunde Schriftplatte unten durch ein Rollwerkornament, oben durch Rankenwerk, das den Übergang zu der bereits 1919 verlorenen Darstellung bildete, eingefasst. Standort 1771 im Chor der Herrenkapelle an der Wand der Evangelienseite, zu Zeiten StBP Hist. eccl. 130 VII gr im Domkreuzgang – offensichtlich bereits zu der Zeit nur noch als Bruchstück vorhanden –, seit 1982 am heutigen Platz.

Maße: H. 39 cm, B. 57 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ADMODV[M] / REVERENDO NOBILIQ(VE) / VIRO AC D(OMI)NO ANTONIO / FABRITIO PAT[R]I[A] TREVIR[I]ENS[I]a) S(ACRO)S(ANCTAE) / THEOLOGIAE DOCTORI · HVIVS EC/CLESIAE CATHEDRALIS DECANO NEC/NON COLLEGIATAE ECCLESIAE MATICEN=/[S]ISb) PRAEPOSITO VIGILANTISSIMO ET R(EVENDISSI)moc) / PRINCIPI AC DOMINO D(OMINO) VRBANO EPISCOPO / PASSAVIENSI PIISSIMAE MEMORIAE, A CON=/SILIIS etc(etera) HAEREDES EX TESTAMENTO / GRATITVDINIS ERGOd) HOC MONV=/MENTVM · F(IERI) · F(ECERVNT) · QVI IN CHR(IST)O, ET / PLENVS DIERVM, PIEe) OPTOR=/MIVIT · 24f) APRILIS AN(N)O / D(OMI)NI M · D · LXXXXVIIg) .

Übersetzung:

Dem hochehrwürdigen und edlen Mann und Herrn Anton Fabritius aus Trier stammend, Doktor der allerheiligsten Theologie, Dekan dieser Kathedralkirche wie auch höchst wachsamer Propst der Kollegiatkirche zu Mattsee und Rat hochwürdigsten Fürsten und Herrn, Herrn Urban, Bischof zu Passau, frömmsten Angedenkens usw. ließen die Erben auf Grund des Testaments aus Dankbarkeit dieses Denkmal errichten. Er entschlief fromm in Christus, als seine Tage erfüllt waren, am 24. April, im Jahre des Herrn 1597.

Kommentar

Die Formulierung des Epitaphs kennzeichnet den Bischof Urban von Trenbach als Verstorbenen (piissimae memoriae). Es ist daher davon auszugehen, dass die Erben des Anton Fabritius das Grabdenkmal für den Domdekan erst über ein Jahr nach seinem Tod, jedenfalls aber nach dem Tod Bischof Urbans am 09. August 1598 errichten ließen.

Anton Fabritius stammte, wenn Kricks Lesung richtig ist, aus Trier. Er war zuerst Pfarrer und Dekan von St. Martin zu Landshut1), 1569 Propst zu Moosburg2), dann Pfarrer in Braunau3), schließlich Domdekan zu Passau und Pfarrer von St. Ägid4), seit 1580 Propst zu Mattsee5) und Rat des Fürstbischofs Urban von Trenbach6). Im Mitgliedsregister der Waagbruderschaft ist als Sterbejahr 1596 genannt7). Anton Fabritius ist an prominenter Stelle auf dem Passauer Liedertisch durch sein Wappen belegt8).

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach Krick, Domstift 265 Nr.145, patria treviriensi.
  2. Buchstabe durch Befestigungshaken verdeckt.
  3. mo als Kürzung hochgestellt.
  4. Über O Circumflex.
  5. Über E Gravis.
  6. Über 4 ein Balken.
  7. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte, in der letzten Zeile auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. Landshut, Kollegiatstift St. Martin.
  2. Moosburg, Lkr. Freising, Kollegiatstift St. Kastulus.
  3. Braunau am Inn, Pol. Bez. Braunau am Inn/OÖ.
  4. Krick, Seelsorgevorstände 73.
  5. Mattsee, Pol. Bez. Salzburg, Kollegiatstift St. Michael. Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 2, 212f.
  6. Zur Person vgl. Krick, Domstift 13, 180 Nr. 113.
  7. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 144 Anm. 4.
  8. Zum Liedertisch vgl. Wallner, Musikalische Denkmäler 113–153 und Schmitz, Musikgeschichte 43f..

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 85 (Text und Datum abweichend); UBM 2o cod. ms. 397, fol. 54v; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 44; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 44; Krick, Domstift 268 Nr. 145; Kdm Passau 115.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 712 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0071203.