Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 701 Domhof, Trenbachkapelle 1593

Beschreibung

Epitaph für den fürstbischöflichen Rat und Kanzler Ägidius Nadler und seine zwei Ehefrauen Apollonia, geb. Aigner, Witwe des Wilhelm Triebenbacher, und Anna Maria, geb. Eßwurm von Ottenhofen, an der Ostwand in der Ecke. Rotmarmor. Oben geschweifter Aufsatz, darauf Leidenswerkzeuge, in der Mitte Kreuz mit Titulus (II), davor zwei gekreuzte Lanzen und davor auf einem Rollwerkornament Geldbeutel und Schweißtuch der Veronika, links Geißelsäule, rechts Leiter. Links und rechts auf den Ausläufen des Rollwerks zwei Vögel (links Pelikan, rechts Hahn?), darunter Gebälk auf dem Architrav in der Mitte, in ovalem Rollwerkmedaillon Wappen, rechts und links des Medaillons je zwei Wappenschilde, der ganz linke und die beiden rechten abgebrochen, darunter zwischen zwei oben mit einer Maske verzierten Leiste, auf der sich jeweils vier Wappenschilde befinden, Relief Krönung Mariens. In der Mitte die Muttergottes kniend, links von ihr Christus, rechts Gottvater, beide die Krone über ihrem Haupt haltend, über ihr die Heiliggeisttaube. Im Hintergrund Wolken mit Engelsköpfen. In der Sockelzone helle Kalksteintafel mit Inschrift (I) in Rollwerkrahmen. Mit erheblichem Bild- und Textverlust abgewittert. Zu Zeiten von StBP Hist. eccl. 130 VII gr im Domhof.

Text ergänzt nach StBP Hist. eccl. 130 VII gr.

Maße: H. 202 cm, B. 102 cm, Bu. 2–2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

I.

  1. Zu Lob ehrn der Hochheiligisten Triainikhaita) Gottes vnnd der // gebendeiten Junckhfrauen Maria auch ged[echtnus] des Edlen Vestenb) / Hochgeler[ten Egi]dien [Nadlers] der Rechten Doctorn F(ü)r(stlicher) Rath vnnd Canntzlers alhie beeder seiner ehelichen Hausfrauen Appo[loni]en geborner Aignerin / der [Ersten als Weil]und zuuor Wilhelm Triebmpachers zu Teufenpach Hinderlassner Wittib vnnd bey [Jr] ehelich erwor[bnen z]way do[chter]n von der Andern / [Maria E]ßw[urmbin] zu Otthouen auch bey dero Jm ehelichen stanndt erzeugten · 3 Sohn vnnd 5 dochtern h[at erwendter] Nadl[er diß MON]VM(EN)TVMc) / an[richten] Lassen er ist Christlich vnnd Catholisch von diser welt abgeschiden den 22 tag Juny des 93 Jar sein Erste Hausfrau den 2 tag [Novemb(ris)] des 1577 Jar / Anndere sein Hausfrau ist den ⟨14⟩ tag ⟨Augusti⟩ des 16⟨29⟩ Jar mit // gott versc[hiden] der Almechligd) gott w[elle Jne]n allen ein [frölliche]b) / Aufersteung // verl[ei]hen Amenb)

II. Titulus:

  1. I · N · R · Ie)

         
Wappen:
Erloschen, unbekannt1), Nadler2), erloschen, erloschen.
Nadler2) erloschen3)
unbekannt4) unbekannt5)
unbekannt6) unbekannt7)
unbekannt8) unbekannt9)

Kommentar

Ägidius Nadler war fürstbischöflicher Kanzler und Ritterlehenpropst. Sein Vater war Erasmus Nadler, seine Mutter Anna, geb. Kastner von Amberg10). Er hatte zwei nachweisbare Brüder, Hieronymus, Rat des Herzogs Albrecht und Sebastian, Kastner zu Ingolstadt. Er wurde als Förderer des Aufbaus des Konvents zu St. Anna „Vater der Franziskaner“ genannt. Er stiftete zwei Jahrtage bei den Franziskanern. Seine erste Ehefrau Anna war eine Tochter des Bürgermeisters Thoman Aigner. In erster Ehe war sie mit dem fürstlichen Hofrat Wilhelm Triebenbacher verheiratet11). Seine zweite Ehefrau Anna Maria, geb. Eßwurm von Ottenhofen, überlebte ihn um 36 Jahre. Aus der zweiten Ehe gingen drei Söhne und fünf Töchter hervor12).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Zeile durch Teil des Rollwerkrahmens unterbrochen.
  3. Dieses Wort in Kapitalis, M am Wortende hochgestellt.
  4. Sic, l statt t.
  5. Spiegelverkehrtes N; genaue Form der Worttrenner nicht mehr erkennbar.

Anmerkungen

  1. Hinter einer Mauer die Halbfigur eines Steinbocks (links neben dem Medaillon), laut Wappenbeischrift auf der Grabplatte des Hans Triebenbacher (erster Ehemann der Apollonia Nadler, geb. Aigner, verw. Triebenbacher, vgl. Nr. 625) Wappen des Thoman Aigner.
  2. BayA1 21.
  3. Zu erwarten wäre das Wappen der Mutter Anna Kastner (BayA2 82).
  4. Zwei sturzsparrenförmig zusammengehende Stäbe, in einer gemeinsamen Pfeilspitze endend.
  5. Ein Wolfskopf.
  6. Über einem Dreiberg eine Kleepflanze.
  7. Quadriert, (1/4) ein Wilder Mann, (2/3) drei Flammen in Löwenköpfen endend (?).
  8. Lindenblatt.
  9. Ein Wolf.
  10. Vgl. ihr Grabmal in der Franziskanerkirche zu Ingolstadt, vgl. Kögerl, Garnisonskirche 69.
  11. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 115 Anm. 12
  12. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 151 Anm 7f.

Nachweise

  1. ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 160; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 160; Kdm Passau 120.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 701 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0070104.