Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 637 Domhof, Ortenburgkapelle 1573

Beschreibung

Gedenktafel1) für Anton von Ortenburg und seinen Sohn Friedrich, an der Nordwand, obere Reihe, zweite von Westen. Schwarz gefasster Kalkstein. Reine Inschriftenplatte, Schrift golden angelegt. Das bei Kdm Passau angeführte Ortenburger-Wappen fehlt heute.

Maße: H. 126 cm, B. 120 cm, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) / ANTONIOa) VETVSTISS(IMAE) PROSAPIAE CO/MITI ORTEMBVRGIO OMNIB(VS) INGENII / CORPORIS FORTVNAE MVNERIB(VS) DI/VINITVS ORNATO CAES(AREAE) M(AIES)T(AT)I MAX(IMILIANO) II /A CONSILIIS QVI SIBI FOELICITER / REIPVB(LICAE) GERMANICAE ET SVIS CALA/MITOSE IN IPSO AETATIS FLORE ET AM/PLISS(IMAE) DIGNITATIS SPE HVIC AERVMNO/SAE VITAE BEATAM IMMORTALITATEM / PRAETVLIT IOACHIMVS PATER MOE/STISS(IMVS) VNICO ET OBSEQVENTISS(IMO) FIL(IO) / M(ONVMENTVM) H(OC) F(IERI) C(VRAVIT) VIXIT AN(NOS) XXII MEN(SES) IX /DIES VIII O(BIIT) AN(NO) M · D · LXXIIIb) MAII DIE / XXIII REL(ICTO) POSTHVM(O) FRIDERICO EO/DEM AN(NO) NATO ET MORTVO

Übersetzung:

Gott, dem besten und größten, geweiht. Anton aus dem sehr alten Geschlecht der Grafen von Ortenburg, mit allen Gaben des Geistes, des Körpers und des Reichtums durch göttliche Fügung ausgezeichnet, Rat der Kaiserlichen Majestät Maximilian II., der zu seinem Glück, aber zum Unglück des deutschen Reiches und der Seinen in der Blüte seines Lebens und der Hoffnung auf eine höchste Würdenstellung, diesem trübseligen Leben die selige Unsterblichkeit vorzog, ließ Joachim, der sehr traurige Vater, als dem einzigen und sehr gehorsamen Sohn dieses Denkmal setzen2). Er lebte 22 Jahre, 9 Monate und 8 Tage. Er starb im Jahre 1573, am 23. Tag des Mai, nachdem er einen nach seinem Tode geborenen Sohn Friedrich hinterlassen hatte, der im selben Jahr geboren wurde und gestorben ist.

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LIII.

Anton von Ortenburg war der einzige Sohn des Grafen Joachim von Ortenburg und der Ursula Gräfin Fugger3). Er wurde am 5. September 1550 in Augsburg geboren. Als Fünfjähriger wurde er zum Studium nach Ingolstadt geschickt, später unternahm er weitere Studienreisen: 1561 Bourges, 1563 Straßburg, 1564 Tübingen, anschließend Paris, Padua, Rom und Siena. 1569 wurde er Reichshofrat, später zum herzoglich württembergischen Rat und Pfleger zu Heidenheim bestellt, ist aber noch vor seinem Amtsantritt verstorben. 1571 heiratete er Dorothea Gräfin von Hanau, mit der er einen 1573 posthum geborenen Sohn hatte, der jedoch wenige Tage nach der Geburt verstarb. Anton starb sehr plötzlich auf einer Fahrt auf der Donau am 23. Mai 1573, was zu der Legende führte, er sei ermordet worden. Neueren Forschungen zufolge erlitt er wahrscheinlich einen Schlaganfall4).

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerter Anfangsbuchstabe links vor dem Textblock stehend.
  2. Genaue Form der Worttrenner nicht erkennbar.

Anmerkungen

  1. Ein aufwändiges Grabmal für Anton von Ortenburg befindet sich in der evangelischen Pfarrkirche in Ortenburg (Lkr. Passau), wo er begraben liegt, vgl. Kdm Vilshofen 238, Fig. 178.
  2. Joachim ließ mehrere Gedenktafeln für Familienmitglieder setzen, vgl. Nr. 572†.
  3. Vgl. Nr. 612†.
  4. Huschberg, Ortenburg Tab. IX; Schad, Fugger 79–87; Hausmann, Grafen zu Ortenburg 34, 36.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 47v; Clm 1302, p. 90; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 28; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 177; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 177; ABP DKA VI, 24; Kdm Passau 141/144; Ortenburg-Tambach, Gesamthaus 2, Anhang III 20 (Wappen).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 637 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0063703.