Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 472 St. Johannis-Spital, Kirche vor 1538 Dezember

Beschreibung

Grabplatte mit den Grabinschriften für Stephan Aspenhauser, Kanoniker von St. Salvator in der Ilzstadt und den Ratsbürger Christoph Voytl (Nr. 850), an der Nordwand, zwölfte von Westen neben der Gedächtnistafel. Mehrfachverwendung der Platte. Rotmarmor. Schrift umlaufend nach innen gerichtet, zwischen vertieften Linien (Nr. 472) bzw. acht Zeilen im Feld, in der oberen Hälfte der Platte (Nr. 850). Darunter Wappen in hochovalem Medaillon (Nr. 850), unten Relief Kelch auf Buch in spitz verkröpftem Vierpass, dessen obere Ecke in ein Rechteckfeld umgewandelt wurde, das oben Seite durch einen konkaven Spitzbogen abgeschlossen wird. Rechte obere Langseite mit erheblichem Textverlust zerstört und ausgebessert. Standort bis 1862 in St. Bartholomäus1), seither in der St. Johannis-Spital-Kirche.

Maße: H. 186 cm, B. 81 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© Universität Passau Lst. f. mittelalterliche Geschichte [1/1]

  1. Anno d(omi)ni · 15⟨38 / [..] detembrisa) · ⟩ Obyt D(omi)n(u)s Stephan(us) aspenhau/ser cano(ni)c(us)b) ad Salva/tore(m) hic sepult(us) Cui(us) a(n)i(m)a requiescat in pace amenc) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1538, am ... Dezember, starb Herr Stephan Aspenhauser, Kanoniker von Salvator. Er ist hier begraben. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Kommentar

Die Textschrift erinnert an eine Schriftausformung, die in Passau ungefähr zwischen 1507 und 1513 auftritt. Die relativ breite Gotico-Antiqua weist ein a mit einem quadrangelförmigen unteren Bogen, der durch einen Haarstrich mit dem Schaft verbunden ist, und ein p, dessen Unterlänge spitz nach links ausläuft, auf. Diese Elemente weisen auf den Schrifttyp, wie er z.B. bei dem Fragment von 1510 (vgl. Nr. 345) oder auf dem Glasgemälde aus Hl.-Geist (vgl. Nr. 363) auftritt. Leider enthält die vorliegende Inschrift keine weiteren, für diesen Schrifttyp charakteristischen Buchstaben wie g oder w, so dass keine Zuordnung getroffen werden kann2).

Stephan Aspenhauser war der letzte Kanoniker von St. Salvator in der Ilzstadt, der dort auch begraben wurde3).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, lies decembris.
  2. c mit us-Haken als Kürzungszeichen hochgestellt.
  3. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte, letzter Worttrenner unten abgeflacht.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kellermann, Ilzstadt VI, 37.
  2. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLIX.
  3. Der letztverstorbene Kanoniker Urban Tannhauser wurde Kooperator in Neuötting und ist dort gestorben und begraben. Vgl. Krick, Domstift 111; vgl. auch Nr. 466.

Nachweise

  1. Schäffer, Spitalkirche 48.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 472 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0047208.