Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 465 St. Johannis-Spital, Kirche 1536

Beschreibung

Grabplatte mit den Grabinschriften für die Bürger Hans Wisinger den Jüngeren (Nr. 465) und Sebastian Wisinger (Nr. 651) sowie für Ursula Jetlmaier (Nr. 672), an der Südwand, 14. von Westen. Rotmarmor. Mehrfachverwendung der Platte. Inschriften Nr. 465 und Nr. 651 im oberenTeil der Platte untereinander, Inschrift Nr. 672 an der unteren Schmalseite unter dem Wappen. Wappenschild in vertieftem, oben durch einen Flachbogen abgeschlossenem Feld. Abgetreten, beschädigt, mit Mörtel ausgebessert, Textverlust. In der Mitte am oberen und unteren Rand runde Löcher, die evtl. von einer ehemaligen Anbringung zweier Haltegriffe herrühren. Ursprünglicher Standort unbekannt.

Maße: H. 153 cm, B. 75 cm, Bu. 10 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Hie ligt begrabe(n) der Erber / han(n)s wisinger vnd der / elter der gestorbe(n) ist am / mantag in osterfeirtage(n) / do man [z]alt 1536 dem / got genad amen

Datum: 1536 April 17.

Wappen:
unbekannt1).

Kommentar

Die Schrift entspricht dem im Einleitungskapitel bereits angesprochenen Derrertyp, der schwierig einzuordnen ist. Die Schrift ist in ihren Grundzügen eine Gotische Minuskel. Sie weist aber Formen auf, die eher typisch sind für die Fraktur bzw. für Bastardschriften, wie das einstöckige a und das kursive s am Wortende. Die Schrift ist aber noch weit von einer Fraktur entfernt. Schaft-s und f stehen noch auf der Zeile, werden dort allerdings nicht mehr gebrochen. Die Schrift ist sehr linear und entbehrt noch vollkommen der Schwellschäfte und rüsselförmigen Ansätze bei den Großbuchstaben, was für die Fraktur charakteristisch wäre. Die Schrift weist Bogenverbindungen, aber auch ungewöhnliche Nexus wie z.B. o-Schaft-r auf. Ebenso sind Brechungen bei Bögen eher abgerundet. Der Derrertyp, v.a. die Beispiele mit doppelstöckigem a mit runden Bögen, kann im weitesten Sinn der Gotico-Antiqua zugerechnet werden2).

Hans war ein Sohn Hans Wisingers des Älteren3). Er nennt sich selbst auf dem Grabstein ebenfalls der Elter, woraus geschlossen werden kann, dass zum Zeitpunkt seines Todes bereits wieder ein Hans Wisinger der Jüngere, evtl. ein Sohn Hans des Jüngeren und ein Enkel Hans des Älteren in Passau präsent war. Laut Zettelkartei Schmid war ein Hans der Jüngere, es ist unklar ob Sohn oder Enkel, mit einer Apollonia verheiratet. Um 1535 ist dieser Hans über einen Hausbesitz nachweisbar4).

Anmerkungen

  1. Eine Leiter, links und rechts ein Wiesel hinaufkletternd. Das gleiche Wappen findet sich auf dem Denkmal für Hans Wisinger den Älteren (Nr. 340).
  2. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LI.
  3. Vgl. Nr. 340.
  4. SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 16.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 465 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0046509.