Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 446 Domhof, Trenbachkapelle 1531

Beschreibung

Grabplatte für den ehemaligen Domdekan Wolfgang von Tannberg zu Aurolzmünster, an der Südwand, dritte von Westen. Rotmarmor. In der Mitte Wappenschild in Lorbeerkranz, Wappenbild in weißem Marmor inkrustiert. Oberhalb und unterhalb des Lorberkranzes Inschrift. Der Lorbeerkranz unten zu etwa einem Drittel nicht ausgeführt, um der Inschrift auszuweichen. Schrift erhaben, die letzten beiden Zeilen nicht bis zum Rand reichend. Ursprünglich in der Andreaskapelle, 1960 in die Ortenburgkapelle verbracht, seit 1972 am heutigen Platz1).

Maße: H. 200 cm, B. 100 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/1]

  1. R(everen)dus p(ate)r Nobilis et Egre/gius d(omi)n(u)s Wolfgangus de / Tannberg Ab Auroltsmun/ster · V(triusque) · J(uris) · doctor quondam / decanus Tunc Canonicus / Senior Ecc(les)ie Patauien(sis) / Archidiaconus · O(biit) · Catho/litea) Tercia Novembris / Anno chr(ist)iano · M · d · xxxi / Vixit an(nos)b) // lx · Men(ses) / ij dies vj Viuat et Re=/quiescat in pacec)

Übersetzung:

Der hochwürdige Vater, edle und hervorragende Herr Wolfgang von Tannberg zu Aurolzmünster, Doktor beider Rechte, einst Dekan, dann Kanoniker, Senior und Archidiakon der Kirche zu Passau, starb katholisch am dritten November im christlichen Jahr 1531. Er lebte 60 Jahre, zwei Monate, sechs Tage. Er lebe und ruhe in Frieden.

Wappen:
Tannberg2).

Kommentar

Die Grabplatte wurde in der Werkstatt des Zimbstyp angefertigt. Es ist eines der wenigen Beispiele erhabener Gotico-Antiqua im Passauer Raum3).

Wolfgang von Tannberg auf Aurolzmünster wurde am 28. August 1471 geboren. Sein Vater war der herzoglich bayerische Pfleger in Griesbach, Moritz von Tannberg, seine Mutter Barbara von Cammer zu Münchdorf. Er schwor 1492 in Freising auf, 1500 wurde er auch Passauer Domherr. und starb am 03. November 1531 in Passau4), wurde aber in Aurolzmünster begraben, dort findet sich ein ein Grabdenkmal für ihn5). Er war Pfarrer in Ebbs6), Taiskirchen7), Hörsching8) und Krems9), Senior und Archidiakon von Passau, seit 1500 Domdekan und resignierte 1522. Er war ein großer Mäzen der Gelehrten und Künstler.

Textkritischer Apparat

  1. Sic, Verschreibung statt Catholice.
  2. Zeile durch das Wappen geteilt.
  3. Worttrenner in Form eines Quadrats auf der Zeilenmitte; letzter Worttrenner in Form eines Punktes auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. StBP Hist. eccl. 130 VII gr zitiert den Stein nach Cgm 1730; offenbar war der Stein zu der Zeit (1881) unauffindbar.
  2. OÖ 425.
  3. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLIX.
  4. Abweichend geben Krick und Wodka den 30. Oktober als Sterbetag an. Vgl. Krick, Domstift 13, 55; Krick, Stammtafeln 393; Wodka, Inhaber 257.
  5. Aurolzmünster, Pol. Bez. Ried im Innkreis/OÖ. Das Grabdenkmal befindet sich in der Pfarrkirche St. Mauritius.
  6. Ebbs in Tirol, Pol. Bez. Kufstein.
  7. Taiskirchen im Innkreis, Pol. Bez. Ried im Innkreis/OÖ.Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 2, 255–257.
  8. Hörsching, Pol. Bez. Linz-Land/OÖ.
  9. Krems/NÖ. Vgl. Wodka, Inhaber 256f.

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 81 (nur verstümmelten Text); Cgm 1730, fol. 12r; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 5; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 306; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 306; Kdm Passau 162; Krick, Domstift 264 Nr. 117; Weber, Gedenktafeln 43.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 446 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0044606.