Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 443 Fk. St. Severin 1530

Beschreibung

Epitaph für Barbara Sturm, an der Westwand, innen, unter der Empore, fünfte von Norden. Rotmarmor. Relief mit Kreuzigungsgruppe, Christus am Kreuz, drei Engel das Blut aus den Wunden Christi in Kelchen auffangend; zu Füßen des Kreuzes Maria Magdalena, Johannes und die drei Marien; rechts die Verstorbene kniend einen Rosenkranz in Händen, im Hintergrund Stadtlandschaft. Unten in der Mitte Wappen. Darunter Schriftband mit der Grabinschrift (I), Titulus (II).

Maße: H. 204 cm, B. 132 cm, Bu. 2,2 cm (I), 3 cm (II).

Schriftart(en): Gotico-Antiqua (I), Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

I.

  1. Hie ligt begrabe(n) die Ersam Fraw Barbera Anndreen Sturm / seligen gelassne witiba) · Mantags vor Nicolaij finfzehenhundert / vnd dreissigeste(n) jars Tods verschiede(n) got welle ir vnd ale(n) glaubige(n)b) / selen genedig sein amen

II. Titulus:

  1. · I · N · R · Ia) ·

Datum: 1530 Dezember 05.

 
Wappen:
unbekannt1).

Kommentar

Die vorliegende Gotico-Antiqua steht in der Passauer Tradition, weist aber einen Hauptunterschied in der a-Form auf: es ist doppelstöckig, besitzt jedoch zwei runde Bögen, also keinen quadrangelförmigen unteren Bogen. Der Aufbau des g ist aber s-förmig. Das runde d ist rund-oval; der obere freistehende Teil biegt leicht nach oben um. Die Schäfte stehen stumpf auf der Zeile. Schaft-s und f haben an Stelle des Bogens eine Fahne, was stark an die Ausformungen bei Gartner erinnert. Die Buchstabenformen sind aber relativ rund und ziemlich breit, was wiederum mehr dem Zimbstyp ähnelt. Als Großbuchstaben wählt der Steinmetz gerne vergrößerte Minuskelformen, so das e, das m und das n. Auffallend sind nexus litterarum mit Schaft-r (!), nämlich d-r und o-r2).

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LX. Die Zettelkartei Schmid belegt für Andreas und Barbara Sturm 1491 einen Hausbesitz, 1511 – vermutlich im Zusammenhang mit dem Tod des Andreas – errichtete Barbara eine Stiftung im Johannes-Spital3).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  2. Kein Kürzungszeichen erkennbar.

Anmerkungen

  1. Auf Dreiberg ein Baum, davor zwei gekreuzte Schöpfkellen.
  2. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. L und S. LI.
  3. Vgl. SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 14.

Nachweise

  1. Kdm Passau 323, Fig. 365; Hörmann, Severin 27, Abb. 30; Weber, Gedenktafeln 89; Liedke, Rottaler Abb. 238.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 443 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0044301.