Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 441 Hals, Fk. und Wallfahrtsk. St. Achatius 1530

Beschreibung

Wappengrabplatte für Hans Aman mit Erwähnung seiner beiden Ehefrauen Anna, geb. Otnberger, und Johanna, geb. von Trenbach, im Chor nordöstliches Segment. Rotmarmor. Im unteren Teil der Platte zwei Wappen in halbkreisförmig geschlossenem Feld.

Maße: H. 182 cm, B. 89 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · dom(in)i · 1530a) · Am · / Erchtag · Des · 27 Tag · Sep=/temberyb) · Jst · gestorbmc) · der · / Edl · Vest · Hanns · Ama(n) · Pfle/gerd) · zu · Hals · des · Sel · got · / genedig · Sey · so · Anna · Otn=/pergerin · vnd · Johanna · Ai(n) / geborne · Vo(n) · Trenbach · zu / gemachel · gehebt · hate) ·

Wappen:
unbekannt1), Trenbach2).

Kommentar

Die vorliegende Schrift stellt einen singulären Gotico-Antiqua-Typ dar. Sie unterscheidet sich erheblich von den sonst für Passau typischen Formen. Die Schrift ist stark von Bastardschriften beeinflusst, was bei Gotico-Antiqua-Schriften eher weniger der Fall ist. Trotzdem sind die Formen sehr rund. Die Schäfte haben einen spachtelförmigen Ansatz.

Das g unterscheidet sich von der Passauer Tradition durch seinen Aufbau, der aus einem gewöhnlichen g mit Bogen und Schaft, der in den unteren Bogen mündet, besteht. Der obere Teil des oberen Bogens ist als Deckbalken gestaltet, der über den Schaft hinausreicht. Der obere Bogen ist unten meist geschlossen; er endet teils auffallend weit oben am Schaft. Der untere Bogen ist oft geschlossen. Er ragt meist links über den oberen Bogen hinaus. Ein Buchstabe, der eindeutig auf den Bastardbereich weist, ist das einstöckige a. Der obere Bogenabschnitt ist geknickt; im unteren Bereich ist er oft spitz gebrochen. Der Bogen des Bogen-r ist so gebrochen, dass eigentlich nur ein Quadrangel vorhanden ist, an dem die Cauda anhängt. Unter den Großbuchstaben erinnert v.a. das S an die Bastarda. Der untere Bogen ist links so geschlossen, dass er sich mit dem oberen Bogen verbindet. Diesem Schrifttyp kann in Passau keine weitere Inschrift zugeordnet werden3).

Hans Aman war Pfleger zu Hals4).

Textkritischer Apparat

  1. o hochgestellt.
  2. Sic!
  3. Sic, Verschreibung.
  4. Keine Trennzeichen erkennbar.
  5. Worttrenner in Form eines Doppelpunkts aus zwei übereinanderstehenden Quadrangeln bzw. Rechtecken auf der Grundlinie; nach der Jahreszahl ein Quadrat auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Ein Wolf.
  2. BayA1 187.
  3. Zur Schrift vgl. auch Einleitungskapitel S. L.
  4. Hals, Markt, ehemals herzoglich-bayerisch, seit 1972 Stadtteil von Passau. Bei Ferchl, Behörden und in der Pflegerliste bei Erhard, Topographie II, 302 nicht belegt.

Nachweise

  1. ABP OA, Sammlung Seyffert 6, p. 94; BZAR Gen. 1279, Heft 3 p. 37, Heft 4 p. 2; Erhard, Topographie I,2 132; Kdm BA Passau 103; Lerch, Achatiuskirche 13; Epp, Epigraphische Minuskel 195f., Abb. 28.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 441 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0044101.