Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 430 St. Johannis-Spital, Kirche 1527

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für Ursula Zimbs und ihren Ehemann Heinrich, an der Nordwand des Querhauses, zweite von Westen unten. Rotmarmor. Im unteren Teil des Fragments in Dreipass zwei Wappenschilde und Monogramm (II). Erhalten fünf Zeilen der Grabinschrift (I). Oben und unten steinmetzmäßig behauen. Ursprünglicher Standort unbekannt.

Maße: H. 82 cm, B. 74 cm, Bu. 7,5 cm (I), 5 cm (II).

Schriftart(en): Gotico-Antiqua (I), Frühhumanistische Kapitalis (II).

© Universität Passau Lst. f. mittelalterliche Geschichte [1/1]

  1. I.

    – – –] / vnd vrsula sein haws/fraw Starb an Erich/tag nach Mathias zwelf/potta) der got genädy seigb) / amneb) A(nn)oc) // d(omi)ni · 15.27d)

  2. II.

    H(einrich) Z(imbs)

Datum: 1527 Februar 26.

Wappen:
unbekannt1), unbekannt2).

Kommentar

Nach dieser Inschrift wurde ein Typ der Gotico-Antiqua benannt3). Sie gehört noch der anfänglichen Phase dieses Typs an, bei der ein schmales rundes d verwendet wird. Auffallend ist hier das A bei Anno. Es wird aus einem einstöckigen Minuskel-a gebildet, dessen Bogen und Schaft nach oben hin zusammenlaufen und spitz verlängert werden. Ein ähnliches a, das aber nicht in die Oberlänge gezogen wird, findet sich auch bei Gartner. Es erfüllt in dessen Schrifttyp offensichtlich die Funktion eines Versals zweiten Grades. Auch hier hat das a die Funktion eines Versals4).

Ursula Zimbs war die Ehefrau des Schlossers und Uhrmachers Heinrich Zimbs des Älteren. Nach dem Wortlaut der Inschrift zu schließen, betraf der verlorene Teil der Grabplatte ihren Ehemann. Die Designationslisten von 1534, 1547, 1549 und 1586 nennen jeweils einen Heinrich Zimbs als Rechtssprecher in der Stadt. Vermutlich handelt es sich um Heinrich Zimbs den Älteren und Heinrich Zimbs den Jüngern5). Laut Schmid stammte Ursula aus der Familie Tänzl6).

Textkritischer Apparat

  1. e über der Zeile.
  2. Sic, vermutlich Verschreibung.
  3. Zeile durch Dreipass geteilt.
  4. Worttrenner in Form eines Quadrats auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Ein schräglinker Schlüssel gekreuzt mit einem Hühnerfuß, vgl. Nr. 545 (für Helena Zimbs).
  2. Gespalten, zwei Zinken gegeneinander.
  3. Vgl. Epp, Epigraphische Minuskel 183.
  4. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
  5. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 368–370.
  6. SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 16.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14d; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 357; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 357; Epp, Epigraphische Minuskel 183f., Abb. 13.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 430 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0043002.