Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 422 Heilig-Geist-Spital, Kirche 1524

Beschreibung

Grabplatte mit den Grabinschriften für Margret Göttinger (Nr. 422) und Ursula Worder (Nr. 546), an der Südwand im dreizehnten Abschnitt von Westen, obere Platte. Mehrfachverwendung der Platte. Rotmarmor. Im oberen Teil der Platte die fünf Zeilen der ersten und vier von fünf Zeilen der zweiten Inschrift, darunter in querrechteckiger Nische zwei Wappenschilde, der rechte mit Marke, über ihnen Doppelbogen, der an der Berührung in einer Fruchtranke ausläuft. Platte gesprungen und ausgebessert, abgetreten, mit Buchstabenverlust.

Maße: H. 158 cm, B. 73 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. An(n)o D(omi)ni · 1524a) · a[m] / ma(n)tag vor nicolai starb / margretha des petern go/tingers hausfrau de(r) got / genat Amen

Datum: 1524 Dezember 05.

Wappen:
unbekannt1), unbekannt2).

Kommentar

Die Platte wird von Högg Jörg Gartner zugewiesen. Sie entspricht aber nicht seinem Schrifttyp. Vielmehr scheint der Steinmetz die Formen Gartners nachzuahmen. Sie sind nämlich durchaus ähnlich. So gleicht der Aufbau des g sehr stark dem typischen Gartner-g. Allerdings wird hier der gesamte Buchstabe in den Mittellängenbereich hineingepasst. Der untere Bogen geht kaum in die Unterlänge, sondern sitzt auf der Grundlinie. Auch die a-Form ähnelt stark dem für Gartner typischen a mit dem ausgezogenen Quadrangel. Die Schrift ist aber insgesamt sehr schmal und gedrängt, v.a. die m- und n-Formen, aber auch die c-Form. Das runde d zeigt zwei Ausprägungen, was eine gewisse Unsicherheit mit dem Buchstaben erkennen lässt. Der Steinmetz bemüht sich auch um eine besondere Ausschmückung der Anfangsversalien. Dabei unterscheidet sich der Aufbau des A wesentlich von den für Gartner typischen Initialen. Beide Schrägschäfte sind s-förmig geschwungen. Sie werden durch Zierlinien bereichert. Ein Zierhäckchen oben links deutet einen Deckbalken an. Ein Mittelbalken ist nicht direkt erkennbar. An dessen Stelle steht eine Zierlinie3).

Laut Inschrift war die Verstorbene mit Peter Göttinger verheiratet, der als Stifter des Bruderhauses beim St. Johannis-Spital nachgewiesen ist4).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrennner in Form eines Quadrangels bzw. eines Rechtecks auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Ein nach rechts gewendeter Bär, einen Bootshaken in den Pranken.
  2. Marke in Schild: A-förmig mit verkürzter vorderer bzw. hinterer Fußabstrebe und verlängertem Mittelbalken.
  3. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. L.
  4. Vgl. Nr. 326†.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 70; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 70; Högg, Gartner 59.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 422 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0042208.