Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 416 Pfk. St. Gertraud 1522

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Kanoniker Johann Prenner, außen an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes. Rotmarmor. Im unteren Teil der Platte Feld mit halbkreisförmigem oberem Abschluss, die Wölbung durch ein Muschelornament ausgefüllt, im Feld Wappen. Darüber Inschrift. Die Platte lag ursprünglich vor dem Hochaltar der alten Spitalkirche St. Gertraud1) und kam nach der Renovierung der heutigen Pfarrkirche 1968 an ihren jetzigen Platz.

Maße: H. 255 cm, B. 126 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Universität Passau Lst. f. mittelalterliche Geschichte [1/1]

  1. ANNO D(OMI)NI · M · D · XXII · DIE · XXV · / MENS(IS) · SEPTEMBR(IS) · O(BIIT) · R(EVEREN)D(VS)a) DOCTORb) / IOANNES PRENNER · DEc) ROTENBVRGOd) / DVBERINO · CANO(NI)C(VS)e) SENIOR ET / CANCELLAR(IVS)f) PATAVIEN(SIS)g) · S · AEGIDII · / LEPROSOR(VM)h) · TOCIVSQ(VE)i) PONT(IS)k) AENI / TERCIOl) A FVNDOm) · CHORIQ(VE)n) HVIVSo) / INSTAVRATORp) ET RECTORq) B(E)N(E) MERIT(VS) / VIXIT ANNOSr) · LXVII · MENS(ES) · VIII · / DIESr) // · X · / · P(IE)s) · // · P(OSVIT)t) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1522, am 25. Tag des Monats September, starb der hochwürdige Doktor Johann Prenner von Rothenburg ob der Tauber, Kanoniker, Senior und Kanzler zu Passau, Erneuerer und hochverdienter Rektor des Leprosenhospitals des Hl. Ägidius, (Erneuerer auch) der Innbücke, die er dreimal von Grund auf vollständig restaurierte, und dieses Chores. Er lebte 67 Jahre, 8 Monate und 10 Tage. Er setzte den Stein frommen Sinnes.

Wappen:
unbekannt2).

Kommentar

Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. LI.

Johann Prenner stammte aus Rothenburg ob der Tauber3). Er studierte zunächst an der Universität Ingolstadt, ging dann nach Wien, wo er den Doctor decretorum erwarb. 1504 und 1514 (jeweils Sommersemester) war er Rektor der Wiener Universität, in den Wintersemestern 1506 und 1514 Dekan der juristischen Fakultät. 1504 war er Kanzler des Fürstbischofs Wiguläus Fröschl von Marzoll, 1507–1517 Offizial für das Land unter der Enns4), 1490 Propst zu St. Salvator in der Ilzstadt und zu Mattsee5), 1507 Kanoniker in Wien, 1513 Kanoniker in Regensburg, wo er 1518 kurzfristig das Amt des Generalvikars inne hatte, 1503–1505 Assessor am Kammergericht in Wien, kaiserlicher Gesandter auf dem Reichstag zu Konstanz (1507), Pfarrer in Traunkirchen6), Aussee7), Tulln (1510–1527)8) und 1495 bei St. Ägid zu Passau9). Er erbaute die Bschlacht10) auf dem Inn und den Chor von St. Gertraud und war als Rektor des Leprosenhauses Innbruckmeister. 1492 wurde er Senior des Domkapitels. Er starb in Passau11).

Textkritischer Apparat

  1. Endung D(VS) hochgestellt.
  2. OR-Enklave.
  3. DE-Enklave.
  4. GO-Enklave.
  5. Endung C(VS) hochgestellt.
  6. CE-Enklave, zweites L über Balken des ersten L gestellt.
  7. I verkleinert, unter die rechte Haste des V gestellt.
  8. E über Balken des L gestellt.
  9. CI-Enklave, rechter Schrägschaft des V nur bis auf halbe Höhe ausgeführt, dort verkleinertes S angesetzt.
  10. Keine Kürzung erkennbar.
  11. CI-Enklave.
  12. DO-Enklave.
  13. OR-Enklave.
  14. I verkleinert, unter die rechte Haste des V gestellt, rechter Schrägschaft des V nur bis auf halbe Höhe ausgeführt, dort verkleinertes S angesetzt.
  15. A verkleinert über die Cauda des R gestellt, OR-Enklave.
  16. CT-, OR-Enklave.
  17. OS-Enklave.
  18. Die letzten beiden Zeilen am Halbkreis des Wappenreliefs, durch diesen zweigeteilt.
  19. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Zur alten Spitalkirche St. Gertraud vgl. Erhard, Geschichte II, 199f.
  2. Quadriert, 1/4 zwei gekreuzte Bootshaken, 2/3 ein abgewinkelter, bekleideter Arm eine Fackel haltend.
  3. Rothenburg ob der Tauber, Lkr. Ansbach.
  4. Krick weist ihn von 1507 bis 1517 als Offizial nach (vgl. Domstift 218) Göhler, Wiener Kollegiatkapitel 457 führt an, er sei bereits 1506 bei seiner Wahl zum Universitätsrektor als Offizial genannt, vgl. Szaivert/Gall, Matrikel Wien 1506 I.
  5. Mattsee, Pol. Bez. Salzburg-Umgebung/S., Kollegiatsstift St. Michael. Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 2, 212f.
  6. Traunkirchen, Pol. Bez. Gmunden/OÖ.Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 2, 320–325, bes. 323 Anm. 1.
  7. Bad Aussee, Pol. Bez. Liezen/St.
  8. Tulln, Pol. Bez. Tulln/NÖ.
  9. Krick, Seelsorgevorstände 72.
  10. Bschlacht oder Wöhr: Schutzbau im Inn in Höhe des Oberen Sand gegen die jährlichen Hochwasser.
  11. Vgl. Krick, Domstift 53 und Göhler, Wiener Kollegiatkapitel 457–461.

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 118; ABP OA, Sammlung Seyffert 6, p. 66; BZAR Gen. 1279, Heft 3 p. 15; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 196; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 196; Krick, Inschriften 17; Weber, Gedenktafeln 194.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 416 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0041604.