Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 404 Fk. St. Severin 1521

Beschreibung

Grabplatte für Kunz Kolmünzer, eine weitere Person und die Ehefrau des Hanns Wunsam, Barbara (?), an der Südwand innen, vierte von Westen. Rotmarmor. Unten in querrechteckiger Nische zwei Wappenschilde, der linke mit Marke. Inschrift bis auf die ersten drei Zeilen fast völlig abgetreten.

Maße: H. 164 cm, B. 9 cm, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/4]

  1. I.

    1521 an sand Heronimus tag / starb der Erberg kuencz kol/munczer dem got genada)

  2. II.

    Anno [– – – d]er / Ersam [– – –] / welcher J̣n g̣ọṭ [– – –] Entschlạf̣/en vnḍ [– – –] / gọt [– – –] Auffeṛ/steung [– – –b)

  3. III.

    Annọ 15̣[– – –] starḅ die [er]/sam [t]ugent[haft fraw bar]bạra ha(ṇ)/sen wunṇsamḅ ḥạusfraw geweṣ[t] / die In got [– – –] Ẹntschlaffenb)

Datum: 1521 September 30.

Wappen:
unbekannt1), unbekannt2).

Kommentar

An den Schriftresten der Inschrift (I) lässt sich erkennen, dass es sich bei dieser Gotico-Antiqua um den Zimbstyp handelt. Die Schrift stellt eine frühe Ausformung dieses Typs dar, bei der das runde d noch sehr schmal ist und an das d der Spätphase Gartners erinnert. Daneben zeigt auch das e eine schmale Form; der obere Bogenabschnitt ist gebrochen. Die Inschriften II und III sind stärker abgetreten, was eine genauere Zuordnung erschwert. Bei beiden scheint die Schrift schmäler und feiner als bei Inschrift I gearbeitet zu sein. Dennoch zeigen sich – soweit erkennbar ähnliche Formen wie in Inschrift I, z.B. g, Schaft-s, a. Die Inschriften II und III könnten später hinzugefügt worden sein3).

Ein Hanns Wunsam ist 1534 unter den Ratspersonen der Stadt Passau genannt4), ob er mit dem Ehemann der hier Bestatteten identisch ist, konnte nicht geklärt werden. Wegen ihres fragmentarischen Erhaltungszustandes lässt sich nicht klären, ob die Inschrift II ihm gewidmet ist; Inschrift III ist für seine Ehefrau, die wahrscheinlich als Barbara identifiziert werden muss.

Die Zettelkartei Schmid führt einen Leinweber Hans Wunsam auf. Sie nennt keinen Namen der Ehefrau, jedoch einen Sohn Paul. Hans Wunsam ist 1515 als Zechmeister der Leinweber belegt5).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein geschwungener Balken auf der Zeilenmitte.
  2. Textende unsicher.

Anmerkungen

  1. Marke in Schild: zwei linksschräge Schäfte verbunden durch eine hintere Fußstrebe.
  2. Vorne ein Flachskamm, hinten ein Weberschiffchen (Berufswappen des Leinwebers?).
  3. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
  4. Eichhorn, Beichtzettel 368. Wunsam ist auch auf dem Geschützmodell von 1545 im Oberhausmuseum (Inv. Nr. 691) genannt; vgl. Ritterburg und Fürstenschloß 121.
  5. SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 16.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 404 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0040400.