Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 402 Domplatz 4 (Barbarahof) vor 1521 August 31

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Kanoniker Stephan Westerkircher, in der St. Barbara-Kapelle an der Ostwand neben der Tür zum bischöflichen Palais. Rotmarmor. Relief des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, Kelch und Buch in Händen haltend, unter einer Rundbogennische, in den Zwickeln Blattwerk mit Äpfeln, zu Füßen zwei Vollwappen, links ein kleines Tier womöglich ein Hund. Schrift umlaufend nach innen gerichtet. Rechte Langseite im oberen Drittel am Rand mit Buchstabenverlust beschädigt, ausgebessert.

Maße: H. 196 cm, B. 93 cm, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. An(n)o D(omi)ni · 15⟨21⟩ · Die ⟨vltima⟩a) / Mensis ⟨augustib) ·⟩ Obijtc) Reuerendus pater d(omi)n(u)s stephanus / Westerkircher Canonicus / Eccl(esi)e patauien(sis) et Archidyaconus Maticen(sis) Cui(us) ani(m)a deo viuatd) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1521, am letzten Tag des Monats August, starb der ehrwürdige Vater, Herr Stephan Westerkircher, Kanoniker der Kirche zu Passau und Archidiakon von Mattsee. Seine Seele lebe bei Gott.

Wappen:
Westerkircher1), unbekannt2).

Kommentar

Die Grabplatte ist wohl Jörg Gartner zuzuweisen, doch ist sie nicht 1521 als dessen letztes Werk entstanden, wie Halm annimmt3). Das Todesdatum wurde von anderer Hand nachgetragen, wie die Leitbuchstaben zu Gartner zeigen4). Jedoch ist die Platte auf jeden Fall in die Spätphase der Schriftausformungen Gartners einzuordnen und somit sicher nach 1515 entstanden5). Die Schrift des nachgetragenen Datums ist schwer einzuordnen, da sie ein a mit einem runden unteren Bogen enthält, was für Passauer Gotico-Antiqua-Inschriften sehr selten ist.

Stephan Westerkircher ist 1485 als Passauer Kanoniker und 1513 als Senior des Domkapitels belegt6). Er war Archidiakon zu Mattsee7) und passauischer Vizedom. Er stammte aus Birnbach8). Am 12. September 1519 stiftete er ein Benefizium von drei Wochenmessen in der St. Barbara-Kapelle9).

Textkritischer Apparat

  1. Endung a hochgestellt.
  2. Es folgt ein Quadrangel mit rechts ansetzendem Zierbogen auf der Zeilenmitte, teils beschädigt.
  3. Buchstaben beschädigt.
  4. Worttrenner in Form eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. BayA1 62.
  2. Im Wolkenschnitt gespalten; Clm 1302 nennt den Namen Haslang.
  3. Halm, Plastik I, 239.
  4. Högg, Gartner 59.
  5. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
  6. Krick, Domstift 52.
  7. Mattsee, Pol. Bez. Salzburg-Umgebung/S., Kollegiatsstift St. Michael.
  8. Bad Birnbach, Lkr. Rottal-Inn.
  9. Krick, Seelsorgevorstände 36.

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 67; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 341; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 341; Kdm Passau 498, Fig. 418; Halm, Plastik I, 239, Abb. 221; Krick, Domstift 262 Nr. 261; Högg, Gartner 56–60.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 402 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0040200.