Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 399 Domhof 1521

Beschreibung

Grabplatte für den Bürger Erasmus Moschberger und seine zweite Ehefrau Juliana, an der Westwand im ersten Joch von Norden neben der Tür zur Lamberg-Kapelle. Rotmarmor. Oben in querrechteckiger Nische Relief, Halbfigur eines Engels, der einen Totenkopf hält, darunter in einem durch eine eingehauene Linie begrenzten Feld Spruch (II) und darunter in einem weiteren solchen Feld Grabinschrift der Frau (III). Schrift umlaufend nach innen gerichtet (I) bzw. Zeilen (II, III). Beschädigung unten an der linken Schmalseite, geringer Buchstabenverlust. Standort 1919 an der Ostwand des Domhofs, seit 1980 am heutigen Platz.

Maße: H. 192 cm, B. 98 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/3]

  1. I.

    An(n)o D(omi)ni · 1521 · An Sant / Jörgen Abent ist gestorben Der Ersam Erasm Mosch/perger purger zu passaw · / ligt h[ie begra]b(e)n got genad sein(er) sel vn(d) all(e)n gelaubig(e)n sel(e)na) ·

  2. II.

    · O · Ere wirdikait / Reichtum vnd gewalt / diser welt · wie Eitel / vnpeleiblich augepli/cklich vngewiss hinfel/ lig vn(d) onmechtig seit Jra)

  3. III.

    An(n)o d(omi)ni · 1520 · Am · / 20 · tag des merczen / [i]st gestorben die erberg / [fr]aw Juliana des ersa/men Erasm Moschper/ger hausfraw gebesen / ist der got Ir sel genada) ·

Datum: 1521 April 22.

Kommentar

Das Epitaph wird von Halm Jörg Gartner zugeschrieben1). Es ist der Spätphase Gartners zuzuordnen2).

Erasmus Moschberger war ein wohlhabender Passauer Rat und Bürger. Ein Grabdenkmal für seine erste Ehefrau Amalie befindet sich heute in der St. Johannis-Spital-Kirche3). Er war als Händler und Unternehmer im Bereich des Glashandels und der Herstellung tätig. Zeitweilig war er in Grafenau4) ansässig und besaß Glashütten zunächst in Frauenau5), dann die Hütte Klingenbrunn und die Hütte Spiegelau, als deren Gründer er gilt. Er errichtete 1521 ein Testament mit einem reichen Seelgerät an der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt in Grafenau6). Aus dem Testament geht hervor, dass er in Passau ein Haus besaß. Beide Eheleute sind wahrscheinlich an der Pest, die 1520/21 in Passau wütete, gestorben.

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels bzw. eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte; am Textende (I) ein geschwungener Balken.

Anmerkungen

  1. Halm, Plastik I, 240.
  2. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
  3. Vgl. Nr. 329. Dort erscheint die Namensform Mosburger.
  4. Grafenau/NB.
  5. Frauenau, Lkr. Freyung-Grafenau.
  6. Vgl. Schober, Geschichte 277–279.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 158; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 158; Kdm Passau 108f.; Halm, Plastik I, 240; Schober, Geschichte 277; Högg, Gartner 59.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 399 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0039902.