Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 376 Kremsmünster, Kunstsammlungen 1517

Beschreibung

Fragment eines Gemäldeepitaphs für den Passauer Bürgermeister Jakob Endl. Seit dem 18. Jahrhundert in den Kunstsammlungen des Stiftes Kremsmünster nachzuweisen (Inv. Nr. 111). Früherer Aufbewahrungsort unbekannt. Öl auf Fichtenholz. Rechts und links wenig, oben stark beschnitten. Erhalten ist nur der Teil des Epitaphes mit der Darstellung der Familie des Verstorbenen. Die ganze Familie in schwarzer Kleidung mit Ausnahme des erstgeborenen Sohnes und der ältesten Tochter. Links an einem Betstuhl, der an der Stirnseite einen Wappenschild trägt, kniend Endl in patrizischer Tracht, ein Goldnetz in den Haaren, einen Rosenkranz in Händen, hinter ihm, abgeschnitten, die Helmdecken eines Vollwappens, vor ihm die Söhne in unterschiedlichen Lebensaltern dargestellt, die drei älteren kniend, die Hände gefaltet, der Erstgeborene in einem prächtigen roten Mantel, die jüngeren Söhne als Kleinkinder, zwei zusammen einen Zettel betrachtend, der dritte hockend, die Hände gefaltet. Rechts die beiden Ehefrauen kniend mit Haube, zu ihren Füßen je ein Wappenschild, zwischen ihnen eine Tochter in braunem Kleid ebenfalls kniend, davor die beiden jüngeren Töchter kniend, einander im Gespräch zugewandt. Oben in der Mitte eine Schrifttafel in goldenem Leistenrahmen. Im Hintergrund sind noch Teile von vier Heiligen zu sehen, hinter der ersten Ehefrau vermutlich der Hl. Christophorus. Das Bild wird dem Passauer Maler Wolf Huber zugewiesen.

Maße: H. 68 cm, B. 122 cm1).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno d(omi)ni 1517a) · montags nach sant maxi=/milia(nus)b) tag ist gestorbn der fürsichtig vn(d) weis / Jacob Endl Bürgermaister zu passau / dem got gnädig will seinc)

Datum: 1517 Oktober 12 oder Oktober 19.

Wappen:
unbekannt2), unbekannt3), unbekannt4).

Kommentar

Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LX.

Das im Gemäldeepitaph angegebene Todesdatum weicht von dem auf dem Steindenkmal genau um ein Jahr ab. Da das Fest des Hl. Maximilian im Jahre 1517 selbst auf einen Montag fiel, ist die Datierung des Gemäldeepitaphs vermutlich falsch.

Welche Szene im Hintergrund zu sehen war, ist nicht mehr festzustellen.

Die Provenienz des Bildes ist unklar. Sicher in Hubers Werkstatt in Passau entstanden, war es möglicherweise nie für Passau gedacht, sondern gehörte zu einer Stiftung Endls außerhalb Passaus (Kremsmünster?). Wegen seiner unstrittig passauischen Entstehung wird es hier zusammen mit dem Steinepitaph geboten.

Zu Jakob Endl vgl. Nr. 375.

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie.
  2. Kürzungsstrich über n und -us Kürzung am Wortende.
  3. Schlussornament ein Kreuz auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Die Buchstabenhöhe konnte trotz mehrfacher Anfragen in Kremsmünster leider nicht ermittelt werden.
  2. Viermal schräglinks geteilt.
  3. Aus einem Dreiberg emporwachsend ein Ziegenbock. Vgl. Nr. 375, Anm. 3.
  4. Unter einem Schildhaupt ein Sparren. Vgl. Nr. 375, Anm.4.

Nachweise

  1. Stange, Donauschule 100; 1200 Jahre Kremsmünster 128f.; Winzinger, Wolf Huber Kat. Nr. 276; Weißes Gold 114.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 376 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0037605.