Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 374 Domhof, Ortenburgkapelle 1516

Beschreibung

Grabinschrift für den Kanoniker Kilian Prant, auf der Grabplatte für Meingot I. von Waldeck (Nr. 7), in der westlichen Nische der Südwand. Viertverwendung der Platte. Vierte Grabinschrift von oben, unten in der Mitte in einem spitz verkröpftem Dreipass der zugehörige Wappenschild. Das Tagesdatum ausgeführt und nachträglich getilgt. Weitere Beschreibung siehe Nr. 7.

Maße: Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. hic · est · sepult(us) · Reuere(n)d(us) · p(ate)r · d(omi)n(u)s / Kilianus · Prant · Canonicus · / Patauien(sis) · q(ui) obijt xṿị Septe(m)bṛ(ịṣ)a) / 1516 · cui(us) · a(n)i(m)a · deo · viuatb)

Übersetzung:

Hier ist begraben der hochwürdige Vater, Herr Kilian Prant, Kanoniker zu Passau, der 1516 starb. Seine Seele lebe bei Gott.

Wappen:
Prant1).

Kommentar

Die vorliegende Gotico-Antiqua fällt aus dem Rahmen des sonst in Passau üblichen Formenkanons. Sie steht durch ihre Schriftproportionen noch sehr nahe an der Gotischen Minuskel. Die Schrift ist im Mittellängenbereich sehr gestreckt und schmal; die Ober- und Unterlängen treten zurück. Die Buchstaben weisen aber keine Brechungen mehr auf. Der Steinmetz verwendet das runde d, das spitzoval geformt ist und auch in sonstigen Passauer Gotico-Antiqua-Inschriften typisch ist. Dagegen unterscheidet sich das a von der sonst vor Ort üblichen Gotico-Antiqua durch den unteren Bogen, der hier rund geformt ist. Die Inschrift kann keiner Gruppe zugeordnet werden2).

Kilians Vater war Hans Prant zu Aibling und Prantshausen, Pfleger in Gangkofen und Massing sowie Landrichter in Aibling, seine Mutter Ursula Hornpeck zu Hornpach. Kilian schwor im Domkapitel zu Passau auf und war seit 1472 Pfarrer in Kitzbühel3). Er starb am 16. September 15164). Weshalb das Tagesdatum der Inschrift nachträglich getilgt wurde, ist nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. xvi Septe(m)br(is) Beschriftung nachträglich getilgt, auf Grund der Schaftreste rekonstrierbar.
  2. Am Ende der Inschrift kleine Beschädigung. Punkt verloren?; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. BayA3 18.
  2. Zur Schrift vgl. auch Einleitungskapitel S. L.
  3. Kitzbühel/T.
  4. Krick, Domstift 52.

Nachweise

  1. BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 20; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 336; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 336; Kdm Passau 168; Krick, Domstift 52, 245, 262 Nr. 102; Krick, Stammtafeln Nr. 136, 297.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 374 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0037405.