Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 370 St. Johannis-Spital, Kirche 1515

Beschreibung

Grabplatte für Anna Habenkrig, an der Wand zur Sakristei (Westwand des Querhauses), fünfte von Süden, obere Platte. Rotmarmor. Oben Inschrift, im unteren Teil der Platte in spitz verkröpftem Vierpass Wappenschild mit Marke, rechts darüber in Kreismedaillon ein weiteres, kleineres Wappen. Beide Langseiten behauen; Schrift abgetreten. Ursprünglicher Standort unbekannt.

Maße: H. 138 cm, B. 69 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. An(n)oa) · 1515 · am · Eritag · vor / sant · katherina · tag · ist · / gestorben · die · Erberg · frab) / anna · herman · Habenkrig / hawsfraw · gebesen · der / got · genedig · sey · vnd / allennc) · gelaubige(n) · selen(n)d)

Datum: 1515 November 20.

Wappen:
unbekannt1), unbekannt2).

Kommentar

Die Schrift steht eindeutig im Einfluss Gartners, ist aber nicht seinem Schrifttyp zuzuordnen. Die Inschrift scheint insgesamt etwas unbeholfen. Das g weist den s-förmigen Aufbau auf, ist aber mit einer durchgehenden Linie durchgezogen. Der obere Bogen ist rechts offen. Der untere Bogen legt sich an den oberen an; er wirkt rüsselförmig. Am oberen Bogen sitzt ein Ansatz. Das runde d ist unten breit und voluminös, der obere Bogenabschnitt fällt kurz aus. Das a ist relativ schmal. Der untere Bogen besteht aus einem Quadrangel, das aber nicht nach links ausgezogen wird. Ähnlich wie bei Gartner treten auch hier Bogenverbindungen auf (v-o, b-e, h-e). Die Schäfte stehen auch hier stumpf auf der Zeile. Das Schaft-s zeigt eine Fahne. Ob es sich hierbei um einen Schüler Gartners handelt oder ob die Inschrift von einem Nachahmer außerhalb der Werkstatt stammt, ist nicht sicher zu sagen. Diese Schriftform ist ein Einzelfall3).

Laut Zettelkartei Schmid war Anna die erste Ehefrau des Webers Hermann Habenkrig. Dieser war in zweiter Ehe mit Gertraud, geb. Laueneck, verheiratet, die 1521 als Witwe belegt ist. Hermann Habenkrieg muss also vor 1521 gestorben sein. Eine Tochter aus zweiter Ehe, wahrscheinlich Ehrentraut, sei die (zweite) Ehefrau des Jakob Endl gewesen4). Hermann Habenkrieg ist zwischen 1483 und 1516 als Ratsherr belegt5).

Textkritischer Apparat

  1. o hochgestellt.
  2. Sic, u oder v fehlt, Schaft des a unter die Zeile gezogen, evtl. ursprünglich Nexus av.
  3. Sic, n verdoppelt.
  4. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Marke in Schild: Sparrenfuß darüber Balken, Schaft mit erhöhter Mittelstrebe.
  2. Auf einem Hügel ein weidendes Schaf.
  3. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. L.
  4. Vgl. Nr. 375.
  5. SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 6. Vgl. auch Loibl, Passaus Patrizier 90.

Nachweise

  1. Högg, Gartner 58.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 370 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0037005.