Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 363 Oberhausmuseum 1513

Beschreibung

Bildfenster, im Keller des Fürstenbaus, Kopien in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals. Vierteilig, Bildfenster links oben: Darstellung Emeram Detterholzer mit seinem Namenspatron, dem Hl. Emmeram. Emmeram in bischöflichem Ornat, in der Rechten das Pedum, in der Linken eine Leiter haltend, Detterholzer zu Füßen des Heiligen kniend, vor ihm Wappenschild mit Marke, unten in einer Leiste Inschrift (I); Bildfenster links unten: unten das Wappen der Klingenschmiedezunft, darüber Inschrift (II); Bildfenster rechts oben: Hieronymus Frickl mit seinem Namenspatron, der Hl. Hieronymus in Kardinalsornat mit Stab, vor ihm Frickl, dem er die Hand auf die Schulter legt, vor Frickl Wappenschild mit Marke, hinter dem Heiligen der Löwe, unten auf einer Leiste Inschrift (III); rechts unten die Hl. Barbara, Schutzpatronin der Klingenschmiede, vor ihr ein Turm, sie trägt einen Palmzweig in Händen und eine Krone, auf dem Nimbus Inschrift (IV). Originale der Scheiben seit 1932 im Oberhausmuseum, Inv. Nr. 102-105. Ursprünglich befanden sich die Scheiben wohl in der Barbarakapelle des Domes, der Kapelle der Klingenschmiede. In der Kirche des Heilig-Geist-Spitals waren sie früher in anderem Zusammenhang eingesetzt: (I) und (II) im nördlichen Chorfenster, (III) und (IV) im südlichen. Der heutige Zusammenhang stammt aus dem Jahr 1932. Wie die Scheiben ursprünglich angeordnet waren, ist nicht mehr festzustellen. Anzunehmen ist eine Anbringung, die die Stifterinschrift (I) mit der Patronin (IV) und die beiden Stifter in den Zusammenhang stellte (II, III). Scheiben mehrfach gebrochen und durch Bleistege geflickt.

Maße: H. 67 cm, B. 43 cm, Bu. 4,5 cm (I–III), 0,8 cm (IV).

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/5]

  1. I.

    Von dem erbern hantberch / der Klingenschmit vnd von / pruedern [vn]d Sbestern aus der / loblichen [ze]ch [vn]d [pruder] / schafft der heiligen [jun]kfrau / sand wa[r]bara ist das glas / gemacht worden · 1513a) ·

  2. II.

    Haimeran · Deterholczerb)

  3. III.

    Jeronimus fryckell · 1513b) ·

  4. IV.

    Sa(n)//cta // warwaraa) · ora · pro nowisc)

Wappen:
unbekannt (I)1), unbekannt (II)2), unbekannt (III)3).

Kommentar

Die Gotico-Antiqua auf den Bildfenstern ist der anonymen Gruppe von Inschriften zuzuweisen, die in den Jahren 1505–1513 nachzuweisen ist und die dem Zimbstyp ähnelt. Ausschlaggebend ist das a, bei dem der quadrangelförmige untere Bogen über einen Haarstrich mit dem Schaft verbunden ist. Daneben treten das w mit den beiden parallelen Schrägschäften und das f mit dem durchkreuzenden Balken auf. Der obere Bogen des g, soweit man es erkennen kann, ist dornförmig eingerollt4). Zum Inschriftenträger bzw. zur Inschriftenart vgl. Einleitungskapitel S. LXIV.

Die Scheiben wurden von der Klingenschmiedezunft und den Zunftmeistern Emeram Detterholzer5) und Hieronymus Frickl6) gestiftet.

Textkritischer Apparat

  1. Geteilt durch Kronenaufsatz; Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  2. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  3. Genaue Form der Worttrenner nicht mehr erkennbar.

Anmerkungen

  1. Drei Messer pfahlweise, das mittlere rechtsgewandt. Klingenschmiedezunft?
  2. Marke in Schild: Sturzsparrenfußschaft mit erhöhter Mittelsprosse und schaftweise nach unten abgewinkelter Mittelsprosse, die Schaftenden mit einer hinteren bzw. einer vorderen Fußstrebe.
  3. Marke in Schild: Doppelsturzsparrenfuß, darüber Sparrenkopfschaft auf Fußsprosse.
  4. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLIX.
  5. Laut Zettelkartei Schmid, Kasten 14 war Emeram Detterholzer zunächst Bürger zu Laufen, er war verheiratet mit Apollonia, einer Tochter des Beutlers Konrad Resch und seiner Frau, einer geborenen Neunhauser, sie hatten einen Sohn Christian. Emeram Deterholzer soll laut Schmid 1538 gestorben sein.
  6. Hieronymus Frickl ist in zwei Urkunden als Siegelbittzeuge belegt, vgl. Heider, Regesten Nr. 698 und 752; laut SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 4 ist er zwischen 1505 und 1529 als Bürger belegt.

Nachweise

  1. Erhard, Geschichte II, 182; Kdm Passau 466, Fig. 390; Krick, Inschriften 16; Uhlemann, Waffensammlung 129f., Abb. auf der vierten Umschlagseite; Weber, Gedenktafeln 198; Geheimnis der Bruderschaft, 17 (mit Abb.), 55; Epp, Inschriften 93f., Abb.3.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 363 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0036306.