Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 349 Domhof, Trenbachkapelle 1511

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Pfarrer Johann Hofmann, an der Südwand, vierte von Westen. Rotmarmor. Relief des Verstorbenen im Messgewand mit Buch und Kelch unter einem Astwerkbogen, in der linken unteren Ecke Wappen. Schrift umlaufend nach innen gerichtet. Oberfläche leicht beschädigt mit geringem Buchstabenverlust. Standort 1881 in der Andreaskapelle, 1960 in der Ortenburgkapelle, seit 1972 am heutigen Platz. Im unteren Teil bei der Versetzung 1960 einmal schräg durchgebrochen.

Maße: H. 190 cm, B. 102 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/1]

  1. An(n)o D(omi)ni · Mo · ccccco · xi · xa · Diea) Mensis / Sept(embris) Obyt Venerabilis Vir D(omi)n(u)s Johannes hofman In wa[l]kirche(n)b) / et Kirchperg pl(e)b(a)n(us) quanda(m)c) R(everendissi)mor(um) / presulu(m) Pata[u]ien(sium) Reddituari(us)d) Cui(us) A(n)i(m)a In pace Requiescate)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1511, am 10. Tag des Monats September, starb der ehrwürdige Mann, Herr Johann Hofmann, Pfarrer in Walkirchen1) und Kirchberg2), einst Rentmeister der hochwürdigen Bischöfe zu Passau. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
unbekannt3).

Kommentar

Die Platte wird Jörg Gartner zugewiesen4). Bei dieser Grabplatte fallen die reich verzierten Versalien auf. Vor allem das M in der Datierung zeigt eine Form, die in den Gartnerinschriften zwar öfter anzutreffen ist, aber eindeutig eine Nebenform darstellt. Typisches M bei Gartner ist die Form, wie sie bei Mensis auftritt.

Johann Hofmann war Rentmeister der Fürstbischöfe Christoph Schachner und Wiguläus Fröschl.

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  2. Ergänzt nach StBP Hist. eccl. 130 VII gr; Waltkirch SASR HV NL Wimmer.
  3. Sic, für quondam.
  4. Es folgt ein verdoppelter geschwungener Balken.
  5. Es folgt ein geschwungener Balken, von drei bogenförmig ausgezogenen Quadrangeln begleitet.

Anmerkungen

  1. Der Ort konnte nicht identifiziert werden, evtl. Waldkirchen, Lkr. Freyung-Grafenau?
  2. Um welches Kirchberg es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. Kirchberg a. Inn scheidet aus, da für diese Zeit andere Geistliche belegt sind. In der Auflistung von Geistlichen der Pfarrei Kirchberg am Wagram bei Eiselt, Kirchberg 88, findet sich ebenfalls kein Johannes Hofmann. Um 1500 scheint es jedoch eine Lücke in der Überlieferungstradition zu geben, da nach dem Pfarrer Ruger (†1487) erst wieder Johann Georg Zenger zu Adlmanstein († 1538) als Pfarrer genannt wird. Es ist kaum vorstellbar, dass er unmittelbar auf Ruger folgte. Krick, Domstift 57, belegt Zenger erst für das Jahr 1529 als Pfarrer Kirchberg.
  3. Zwei aufgerichtete, voneinander abgewandte Bärenpranken.
  4. Vgl. Halm, Plastik I, 229f.; Epp, Epigraphische Minuskel 178.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 102; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 102; Krick, Domstift 261 Nr. 99; Kdm Passau 162f.; Halm, Plastik I, 229f., Abb. 208; Högg, Gartner 58; Epp, Epigraphische Minuskel 178, Abb. 6.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 349 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0034905.