Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 342 St. Johannis-Spital, Kirche 1510

Beschreibung

Wappengrabplatte für Ladislaus Dedachy, an der Westwand, dritte von Norden unter der nördlichen Wandnische. Rotmarmor. Im unteren Teil der Platte Wappenrelief unter Rundbogen. An allen Seiten steinmetzmäßig behauen, rechte Langseite abgeschnitten. Ursprünglicher Standort unbekannt.

Maße: H. 99 cm, B. 49 cm, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Ladislao Dedachy [.]ara[.]g[.]anor(um) [...]irt[..] / et prosapia nobili Nacione Vnga[r]o p[a]/tria Transsiluano · Diui Joannis hiery[..]/symitani[.]a) diuis Militi · cum R(everen)dob) petro [..]/ryzloc) Albe Regie1) preposito ab Wladislao2) V[n]/garie (et) bohemie Rege incli[to] apud Cesari[am] / Maiestate(m) diuu(m) Maximilianu(m) mu(n)ere lega[ti] / honestissime peracto · pan(n)onia(m) secundo [...] / flumine · naui redeunti · quarta no(n)as Nov(embris) / · M · d · x · vita chri(sti)ane fu(n)cto patron(us) p[oni] / Iussitd) · //e) +f)

Übersetzung:

Dem Ladislaus von Dedachy .... und von adeliger Abstammung, seiner Nation nach Ungar, seiner Heimat nach Siebenbürger, dem Ritter des Hl. Johannes von Jerusalem, ihm, der zusammen mit dem ehrenwerten Peter Berislo, Propst von Stuhlweißenburg, vom berühmten König Wladislaw von Ungarn und Böhmen gesandt, als er nach ehrenvollster Erfüllung seines Auftrags bei der Kaiserlichen Majestät, dem hohen Maximilian, stromabwärts mit dem Schiff nach Pannonien zurückkehrte, am 02. November 1510 das Leben christlich vollendete, befahl sein Herr (die Inschrift) zu setzen.

Datum: 1510 November 02.

Wappen:
unbekannt3).

Kommentar

Nach der Schrift zu urteilen ist die Grabplatte ein Werk Jörg Gartners. Sie fällt in die mittlere Phase seines Gotico-Antiqua-Typs4).

Das Formular ist für die Passauer Inschriftenlandschaft dieser Zeit ungewöhnlich und zeugt von humanistischem Einfluss.

Ladislaus von Dedachy (Lázszló Dédádcsy) gehört einer kleinadeligen Siebenbürger Familie an. Er wird 1499 in einer gemeinsam mit seinen Brüdern Benedikt und Peter ausgestellten Urkunde erwähnt5). Er stammte aus dem Komitat Hunyad/Siebenbürgen (heute Rumänien)6). Er war Angehöriger des Johanniter-Ordens. Am Kaiserhof Maximilians I. traf im März 1507 eine ungarische Gesandtschaft ein, der neben dem Bischof von Raab, Propst Berislo von Stuhlweißenburg und Andreas Scherkon, Gespan von Preßburg, angehörten. Neben diesen namentlich genannten Gesandten erwähnt die Quelle7) noch zwei weitere Protonotare des Königs von Ungarn. Einer von ihnen könnte Ladislaus von Dedachy gewesen sein8).

Textkritischer Apparat

  1. Unsicher, wieviele Buchstaben am Zeilenende fehlen.
  2. do als Kürzungszeichen hochgestellt.
  3. Unsicher, ob am vorhergehenden Zeilenende Buchstaben fehlen, lies mutmaßlich beryzlo, vgl. den Namen Berislo.
  4. Worttrenner in Form eines Dreiecks bzw. eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  5. Zeile durch das Wappen geteilt.
  6. Malteserkreuz.

Anmerkungen

  1. Stuhlweißenburg, Székesfehévár (lat.: Alba regalis): Bistum in Ungarn.
  2. Vladislav II. König von Böhmen (1471–1516) und Ungarn (1490–1516).
  3. Ein bezungter Adler mit einem Pfeil in der rechten Kralle.
  4. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVIII.
  5. Magyar Országos Levéltár (Ungarisches Staatsarchiv, Budapest) Dl. 29575. Für die Identifizierung Ladislaus von Dedachys und die Literaturhinweise zur Familie (s. folgende Anm.) sei Herrn Dr. Géza Pálffy, Budapest, herzlich gedankt.
  6. Zur Familie vgl. Nagy, Magyarország csaladai III, 269 und Kempelen, Magyar nemesi családok III, 275.
  7. HHStA Wien, Maximiliana Akten 11/1 fol. 63f.
  8. Vgl. Naschenberg Hannes P., Beiträge zur Geschichte der Diplomatie und des Gesandtschaftswesens unter Maximilian I. 1500–1508. Ungedr. Diss. Graz 1978. Teil III, 146. Für Hinweise zur Gesandschaft sei Herrn Dr. Manfred Hollegger, Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gedankt.

Nachweise

  1. SASR HV NL Wimmer 14 d (nur Teile der Inschrift).

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 342 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0034203.