Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 308 Oberhausmuseum 1503

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte mit den Grabinschriften für Dorothea Frueauf, geb. Bluemel, und Barbara Peugl, geb. Frueauf (Nr. 765). Mehrfachverwendung der Platte. Im Innenhof unter der dritten Arkade von Westen an der Wand des Schachnerbaus. Rotmarmor. In der Mitte der Platte kreisrundes Medaillon mit zwei Wappenschilden (Nr. 308), darunter die zugehörige Inschrift (Nr. 308). Darüber ein weiteres Medaillon mit einem weiteren Wappenschild (Nr. 765) und nochmals darüber die zugehörige Inschrift (Nr. 765). An der rechten Seite von einer früheren Aufstellung her mit erheblichem Textverlust beschädigt. Teile des unteren Wappenmedaillons ausgebrochen. Ursprünglicher Standort unbekannt, 1881 im Hof am Residenzplatz 111). Inv.-Nr. 1485.

Maße: H. 174 cm, B. 93 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotico-Antiqua.

© Oberhausmuseum Passau [1/2]

  1. Anno d(omi)nia) · 1503 an montag / vor Margarete ist gestorben / di erberg fraw Dorot[hea – – –] / Rueland Frueauf ha[usfraw] / gewesen ist Der got gen[ad]

Datum: 1503 Juli 05.

Wappen:
unbekannt2), unbekannt3), unbekannt (Nr. 765).

Kommentar

Der Schrifttyp auf dieser Grabplatte ähnelt der Grabinschrift für Wilhelm von Aham (Nr. 238). Das g zeigt zwei Varianten, eines davon s-förmig gebildet. In den Grundzügen erinnert die Schrift bereits an die Gartner-Gotico-Antiqua und könnte unter Umständen als Vorgängertyp bzw. Vorbereitsungsphase derselben gewertet werden. Ob es sich um Gartner selbst handelt, muss offen bleiben4).

Dorothea Frueauf war eine Schwester des Passauer Baumeisters Georg Bluemel (vgl. Nr. 295†). Sie war in erster Ehe mit dem Passauer Bürger Wolfgang Stahl und in zweiter mit dem Passauer Maler Rueland Frueauf dem Jüngeren verheiratet5), der nach ihrem Tod eine Ottilia ehelichte, die 1541 verstarb6). Mit der Heirat der wahrscheinlich wesentlich älteren Witwe Dorothea erlangte Rueland Frueauf der Jüngere das Passauer Bürgerrecht7). Ob er auch mit einem zwischen 1518 und 1524 belegbaren Straubinger Bürger und um 1520 als dortigen Bürgermeister siegelnden Rueland Frueauf identisch ist, konnte noch nicht geklärt werden8).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. StBP Hist. eccl. 130 VII gr gibt zunächst den Hof des Kaufmanns Joseph Pummerer an; von späterer Hand ist der Name durchgestrichen, darüber wird der des Bankiers Schuller ergänzt. Die Joseph-Pummerer-Bank erbte 1892 der Bankier Ludwig Schuller (vgl. Mader, Tausend Passauer 212). Der Eintrag steht also wahrscheinlich mit diesem Eigentümerwechsel in Verbindung.
  2. Vgl. Thieme/Becker 12, 533. Dort wird eine Eule als Wappenbild genannt. Eventuell wurde diese Angabe jedoch auf Grund des Befundes auf dem hier edierten Denkmal gemacht.
  3. Auf einem Dreiberg, drei natürliche Blumen; in SAP Zettelkartei Schmid, Kasten 2 als Wappen der Familie Plüml aufgeführt.
  4. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLVII f.
  5. Stange, Frueauf 5; Liedke, Frueauf 74, Anm. 9; Grete Ring in Thieme/Becker 12, 533 nimmt fälschlich Rueland Frueauf den Älteren. als Ehemann an.
  6. Vgl. Nr. 483†.
  7. Guby, Frueauf 16, 57; Stange, Frueauf 5.
  8. Ein Straubinger Bürger Rueland Frueauf ist zwischen 1518 und 1524 urkundlich fassbar, vgl. Solleder, Urkundenbuch Nr. 708, 713, 718 und 731; Scherl, Regesten II, Nr. 725 und Nr. 734; demnach war dieser Rueland Frueauf zwischen 1518 und 1520 Bürgermeister in Straubing und wurde später als Straubinger Bürger und Rat (1523) bezeichnet. Dieser war mit einer Anna, verwitwete Lerchenfelder, die offenbar um 1519 verstarb, verheiratet. Rueland Frueauf der Jüngere könnte bei einer Heirat mit einer Straubinger Witwe (Anna), ähnlich wie bei der Eheschließung mit der Passauer Witwe Dorothea, das Bürgerrecht in Straubing erlangt haben und dort bis zum Bürgermeister aufgestiegen sein. Unklar bliebe jedoch, warum er offenbar wieder nach Passau zurückgekehrt ist. Ein Rueland Frueauf ist wieder ab 1533 als Ratsherr in Passau belegt, vgl. Stange, Frueauf 16, vgl. auch die Grabinschrift der Ottilia Frueauf, Nr. 483.

Nachweise

  1. ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 192; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 192.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 308 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0030807.