Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 307 Domhof, Andreaskapelle 1503

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Dompropst Georg Pernpeck, an der Südwand im mittleren Joch. Rotmarmor. Oben Schriftfeld (I), darunter in Rundbogenarchitektur der Verstorbene kniend im Chorgewand mit Almucia, in den Händen das linke untere Ende eines dem Bogen folgenden Schriftbandes (II), in den Zwickeln Blattornamente, in den unteren Ecken Wappen, dazwischen Schriftband (III). Inschrift (I) vertieft, auf Schriftbändern erhaben zwischen erhabenem Rand (II, III). Standort 1771 in der Andreaskapelle an der Wand auf der Epistelseite, 1919 ebenda an der Westwand, 1960 in der Ortenburgkapelle an der Südwand, seit 1972 am heutigen Platz.

Maße: H. 185 cm, B. 95 cm, Bu. 5 cm (I, II, III).

Schriftart(en): Gotico-Antiqua (I, III), Frühhumanistische Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/4]

  1. I.

    An(n)o d(omi)ni · 1503a) decima nonab) Junij / obyt Reuerend(us) in chr(ist)o pater D(omi)n(u)s / Georgius pernpeck legum doctor / preposit(us) patauie(n)s(is) C(uius) a(n)i(m)a deo viuat

  2. II.

    · O · MATER · DEI · // · MEMENTOc) · // · MEId) ·

  3. III.

    · Eripe (et) fauee) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1503, am 19. Juni, starb der hochwürdige Vater in Christus, Herr Georg Pernpeck, Doktor der Rechte, Propst zu Passau. Seine Seele lebe bei Gott. (I) O, Mutter Gottes, gedenke meiner. (II)1) Errette mich und sei mir wohlgesonnen. (III)

Versmaß: Lateinischer Reimvers (II).

Wappen:
Pernpeck2), unbekannt3).

Kommentar

Die Platte gilt als Werk Jörg Gartners. Die Gotico-Antiqua ist in die Frühphase des Gartner-Schriftstils einzuordnen4).

Georg Pernpeck war seit 1495 Dompropst in Passau. 1482 wird er als Pfleger der passauischen Herrschaft Jochenstein5) genannt. Er war Pfarrer in Schörfling6). Er wird unter seinem Todestag im Aldersbacher Nekrolog (D) aufgeführt und dort nicht nur als (Dom-) Propst, sondern auch als Offizial ob der Enns bezeichnet7).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  2. decimanona ohne Spatium.
  3. Knick des Schriftbandes vor und nach MEMENTO.
  4. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte; am Textende ein Quadrangel und ein geschwungener, links eingerollter Balken auf der Zeilenmitte.
  5. Worttrenner in Form eines nach links bogenförmig ausgezogenen Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Die Anrufung O Mater Dei memento mei ist inschriftlich reich belegt. Sie ist Bestandteil einer ausführlicheren Variante des Ave Maria (Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum, virgo serena ...), wie sie vortridentinisch häufiger vorkommen. (Vgl. z.B. die durch Josquin de Pres vertonte Variante).
  2. Si 2,66. Im Gegensatz zu Siebmacher Bärenrumpf mit Pranken.
  3. Schräggeteilt, darüber eine Rose.
  4. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLV und S. XLVII.
  5. Jochenstein, Gde. Untergriesbach, Lkr. Passau.
  6. Schörfling am Attersee, Pol. Bez. Vöcklabruck/OÖ.
  7. MGH Necrologia Germaniae IV, 16. Vgl. auch Krick, Domstift 215.

Nachweise

  1. UBM 2o cod. ms. 397, fol. 76r; Clm 1302, p. 86; BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 14; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 181; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 181; Halm, Plastik I, 238f., Abb. 220; Kdm Passau 163; Krick, Domstift 5, 261 Nr. 95; Fuchs, Standorte 325 Nr. 20; Weber, Gedenktafeln 38; Liedke, Gartner 44; Schmitt, Grabmäler 516, Abb. 221; Liedke, Lauenthaler 89f., Abb. 3.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 307 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0030702.