Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 238 Domhof, Ortenburgkapelle 1495

Beschreibung

Grabinschrift für den Dompropst Wilhelm von Aham auf der Grabplatte für Albert von Vettau (Nr. 119), an der Nordwand in der unteren Reihe. Zweitverwendung der Platte. Zugehöriges Wappen unten in vertiefter Nische von zwei mit einem Lendenschurz bekleideten Männern gehalten. Inschrift I umlaufend nach innen gerichtet, Inschrift II auf einem Schriftband über dem Wappen. Weitere Beschreibung siehe Nr. 119.

Maße: Bu. 12 cm (I), 3 cm (II).

Schriftart(en): Gotico-Antiqua (I), Gotische Minuskel mit Versalien und Bastardelementen (II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Annoa) · d(omi)ni · 1495 · die / s(an)cte · Affre · O(biit) · Reu(er)end(us) · (et) · Nobil(is) · p(ate)r · (et) · d(omi)n(u)s · Wil/helmus · de · Aham · decr(etorum) / doctor · Canoni(cus) · (et) · Preposit(us) · Eccl(es)ie · Patauie(n)s(is)b)

  2. II.

    149[5]c) // Req(u)iescatd) · in // p(ac)eb)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1495, am Tag der Hl. Afra, starb der hochwürdige und edle Vater und Herr, Wilhelm von Aham, Doktor des Kirchenrechts, Kanoniker und Propst der Kirche zu Passau. (I) Er ruhe in Frieden. (II)

Datum: 1495 August 07.

Wappen:
Aham1).

Kommentar

Die vorliegende Gotico-Antiqua ist das früheste Beispiel in Passau nach der Bauinschrift am Alten Hof (Nr. 225). Beide weisen die hochrechteckige Grundform der Buchstabenkörper (d, o) auf. Die Inschrift insgesamt, v.a. die Ausgestaltung des A-Versals, erinnert an die Grabinschrift für Dorothea Frueauf (Nr. 308). Die schlecht erhaltene Inschrift II zeigt einen anderen Charakter. Sie weist kaum mehr Brechungen auf. e, dessen unterer Bogenabschnitt stärker gekrümmt ist als bei der Umschrift, zeigt noch einen abgeknickten oberen Bogenabschnitt. Ebenso ist der Schaft des t leicht gebogen. Auffallendster Buchstabe ist das im Gegensatz zur Umschrift einstöckig gestaltete a – ein Kennzeichen von Kursiven und Bastardschriften.

Der Vater Wilhelms von Aham war der herzogliche Rat und Pfleger Erasmus von Aham auf Wildenau, seine Mutter Veronika von Volckensdorf. Sein Bruder Wolf war passauischer Erbkämmerer und Marschall. Wilhelm von Aham erwarb 1459 den Grad eines Doktor decretorum ist 1460 urkundlich als Passauer und 1461 als Regensburger Kanoniker belegt. 1466–95 war er Pfarrer in Kalham3). 1476 wurde er Dompropst in Passau2). Er war Pfarrer von St. Ägid, 1482 in Krems4) und Taufkirchen an der Trattnach5).

Textkritischer Apparat

  1. Links oben am Bogen des o eine schräg nach links oben weisende Haste angesetzt , Verschreibung d?
  2. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.
  3. Ornament vor der Jahreszahl; 1497 Cgm 1730.
  4. Punkt über q, verdorbenes hochgestelltes i?

Anmerkungen

  1. BayA1 65, 113.
  2. Vgl. auch Krick, Domstift 4, 178 Nr. 107f.; Krick, Stammtafeln Nr. 3C; Krick, Seelsorgevorstände 72.
  3. Kallham, Pol. Bez. Grieskirchen/OÖ.
  4. Krems/NÖ. Vgl. Wodka, Inhaber 255.
  5. Taufkirchen an der Trattnach, Pol. Bez. Grieskirchen/OÖ.

Nachweise

  1. Cgm 1730, fol. 9v; Clm 1302, p. 81 (Stephan statt Wilhelm, 1490 statt 1495); BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 9; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 1; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 1; Meindl, Aham 326f. Anm. 4; Kdm Passau 163; Krick, Domstift 245, 260 Nr. 90; Fuchs, Standorte 326 Nr. 4; Epp, Inschriften 102, Abb. 9.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 238 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0023806.