Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 230 Domhof, Andreaskapelle 1493

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Weihbischof Albert Schönhofer, an der Südwand im mittleren Joch. Rotmarmor. Relief: der Verstorbene in Pontifikalkleidung mit Pedum, am Pedum Pannisellus mit Inschrift (II) auf dem Kopfstück, und Mitra, oben beseitet von einem König und einer bärtigen, männlichen Figur, eventuell einem Propheten, die leere Schriftbänder in Händen halten. Astwerkrahmen, untere Hälfte des Hintergrundes damastiziert, zu Füßen ein liegender Löwe; in der linken unteren Ecke das Wappen, ausgebrochen. Inschrift (I) umlaufend nach innen gerichtet.

Maße: H. 235 cm, B. 116 cm, Bu. 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Bischöfliches Ordinariat Passau [1/1]

  1. I.

    Hic · est · sepultus · Reuerendus / · In · christo · pater · et · d(omi)n(u)s · Dominus · Albertus · Epistopusa) · / Salonensisb) · Suffraganeus · / Eccl(es)ie · Pat(aviensis) · Qui · obijt · Anno · d(omi)ni · mo · cccc · lxxxxiij · In · die · Wilibaldic)

  2. II.

    ie(su)sd)

Übersetzung:

Hier ist begraben der hochwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Albert, Bischof zu Salona, Weihbischof der Kirche zu Passau, der gestorben ist im Jahre des Herrn 1493, am Tage des Hl. Willibald.

Datum: 1493 Juli 07.

Kommentar

Von der kunsthistorischen Literatur wurde die Platte mit dem Meister des Kefermarkter Altares in Verbindung gebracht bzw. in dessen Umfeld eingeordnet. Eine genaue Zuschreibung ist jedoch umstritten1). Liedke hingegen weist die Platte Jörg Gartner zu. Vom inschriftenpaläographischen Standpunkt lässt sich diese These jedoch nicht bestätigen, da die Ausprägung der Gotischen Minuskel auf diesem Werk singulär im Raum steht bzw. im Zusammenhang mit einer vorangehenden Entwicklung gesehen werden muss, die jedoch unabhängig von Gartner zu sein scheint. Unter den von der Kunstgeschichte Gartner zugewiesenen Inschriften in Gotischer Minuskel lässt sich eine kleine Gruppe mit einem bestimmten Schrifttyp ersehen, der aber von der Stilisierung auf der Grabplatte für Albert Schönhofer abweicht2).

Albert Schönhofer ist urkundlich als Passauer Kanoniker 1473 belegt. Am 30. Mai 1473 wurde er in Rom zum Titularbischof von Salona geweiht und war dann Weihbischof in Passau und Augsburg3). Seit 1470 war er Pfarrer in Triftern4). Sein Pedum befindet sich im Passauer Domschatz und wird heute noch an hohen Festtagen benützt5).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, Verschreibung t statt c.
  2. Schaft des i oben nach rechts statt nach links gebrochen.
  3. Worttrenner in Form eines Quadrangels mit oben und unten ansetzenden, eingerollten Zierstrichen, teils spiegelverkehrt, teils nur Quadrangel, auf der Zeilenmitte.
  4. Nomen Sacrum ihs. h mit die Oberlänge durchkreuzendem Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Vgl. hierzu Thieme/Becker 37, 178f.; Beck, Kefermarkter Altar 128 und Schmitt, Grabmäler 516, alle mit weiteren Literaturhinweisen.
  2. Vgl. Einleitungskapitel S. XLIII f.
  3. Vgl. Leidl, Weihbischöfe 65, mit der älteren Literatur.
  4. Triftern, Lkr. Rottal-Inn.
  5. Vgl. Kdm Passau 82f., Taf. VIII und Möseneder, Domschatz 15; auf dem Stab befindet sich die spiralförmig umlaufende Inschrift: Albertvs · Ep(iscop)vs · Salonen(sis) · Svffragane(vs) · eccl(es)ie · patauien(sis) · fecit · fieri · Anno · i(esu) c(hristi) · 1 · 4 · 9 · 0 ·; Gotische Minuskel mit reich verzierten Worttrennern in Form eines Punktes in Mitten von vier 1:2:1 gestellten Quadrangeln, zwischen den Quadrangeln je ein Zierstrich; Auflösung des abgekürzten Wortbestandes ic unsicher, evtl. auch i(n)c(arnationis) oder (et)c(etera).

Nachweise

  1. Clm 1302, p. 86; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 5; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 5; Leonhardt, Grabdenkmäler 53; Kdm Passau 157, Taf. XVI; Krick, Domstift 238 Nr. 11; Weber, Gedenktafeln 29; Liedke, Gartner 44, Abb. 6; Beck, Kefermarkter Altar 128, Abb. 196; Schmitt, Grabmäler 516, Abb. 219.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 230 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0023006.