Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 149 Domhof, Ortenburgkapelle 1454

Beschreibung

Grabinschrift für den Kanoniker Heinrich von Baruth1) auf der Grabplatte für Meingot III. von Waldeck (Nr. 25), in der Ostnische der Südwand. Zweitverwendung der Platte. Inschrift in fünf Zeilen zwischen vertieften Linien, die fünfte Zeile eckig um die Helmzier herumgeführt. Weitere Beschreibung siehe Nr. 25.

Maße: Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · Mo · cccco · liiijo · In · / die · s(an)cti · Pangracij · obyt · / Ven(erabi)lisa) · vir · Mag(iste)r · Henric(us) · de · / Baruth · decretor(um) · doctor · / et · can(oni)cusb) · eccl(es)ie · // pat(aviensis) · cui(us) · a(n)i(m)a · req(ui)escatc) ·// In · pace · Amend) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1454, am Tag des Hl. Pankraz, starb der ehrwürdige Mann, Magister Heinrich von Baruth, Doktor der Rechte und Kanoniker der Kirche zu Passau. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Datum: 1454 Mai 12.

Wappen:
Baruth2).

Kommentar

Bei der hier verwendeten Schrift handelt es sich um den Meister-Erhart-Typ3).

Der Passauer Kanoniker Heinrich von Baruth nahm 1431 am Konzil von Basel teil4). 1421 ist er als Pfarrer von St. Martin zu Landshut und 1440 in Peuerbach5) belegt6). Er war auch Rat des Herzogs Heinrich von Niederbayern und Domherr in Freising. Ein gleichnamiger Neffe Heinrich von Baruth ist 1461 ebenfalls als Kanoniker in Freising bezeugt7).

Textkritischer Apparat

  1. -lis hochgestellt.
  2. -cus hochgestellt.
  3. Über dem q steht ein Punkt als Kürzung für ui.
  4. Worttrenner in Form eines Quadrangels auf der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Krick, Domstift gibt neben der Grabschrift für Heinrich von Baruth (257 Nr. 72) die Grabschrift für einen Heinrich von Sarnich (257 Nr. 69) wieder. Diese Grabschrift übernahm er offenbar von Seyffert, da er sie als verloren kennzeichnet. Der Vergleich des Wortlautes dieser Grabschrift mit der des Heinrich von Baruth legt den Verdacht nahe, dass es sich um dieselbe Inschrift handelte (vgl. z.B. das Tagesdatum die sancti Pancratii). Mutmaßlich hat bereits Seyffert den Namen verlesen und so die Doppelaufnahme bewirkt. Krick führt auf Grund der Inschrift einen sonst nicht belegten Domkanoniker Heinrich von Sarnich in seiner Kanonikerliste an, vgl. Krick, Domstift 48.
  2. Einhorn mit Fischschwanz. Die Grabplatte des Neffen (vgl. Anm. 5) trägt das gleiche Wappen.
  3. Zur Schrift vgl. Einleitungskapitel S. XLII.
  4. In den Konzilsakten wird er als Magister Heinrich Varonte geführt.
  5. Peuerbach, Pol. Bez. Grieskirchen/NÖ. Vgl. Zinnhobler, Bistumsmatrikeln 2, 139.
  6. Vgl. auch Krick, Domstift 45, 178 Nr. 103, 105f.
  7. Er ist in Freising/OB. im Ostflügel des Domkreuzganges zwischem dem dritten und dem vierten Joch an der Wand zum Kreuzgarten begraben. Vgl. dazu Liedke, Haldner 29 mit Abb. 16; 157 (Nr. 57).

Nachweise

  1. BZAR Gen. 1279, Heft 1 p. 9; SASR HV NL Wimmer 14b; ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151, Nr. 335; StBP Hist. eccl. 130 VII gr, Nr. 335; Kdm Passau 171f.; Krick, Domstift 258 Nr. 72.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 149 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0014909.