Inschriftenkatalog: Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 67: Stadt Passau (2006)

Nr. 143† Dom St. Stephan 1451

Beschreibung

Grabschrift für Bischof Leonhard von Layming, bestattet im Mittelschiff vor dem Altar des Hl. Leonhard1). Grabdenkmal mit Inschrift an der Wand2).

Text und Beschreibung nach Clm 27085.

  1. Anno Domini M.cccc. li. In die Sancti Johannis Baptistaea) Obiit Reverendissimus in Christo pater et dominus dominus Leonhardus de Layming natus, huius ecclesiae presul benemeritus et Castrorumb) ecclesiae magnificus restauratorc). Cuius anima requiescat etcd).

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1451, am Tag des Hl. Johannes des Täufers, starb der hochwürdigste Vater in Christus und Herr, Herr Leonhard, Geborener von Layming, dieser Kirche wohlverdienter Vorsteher und großartiger Restaurator von Burgen (und) Kirche, dessen Seele ruhe usw.

Datum: 1451 Juni 24.

Kommentar

Leonhard von Layming war von 1423 bis 1451 Bischof von Passau. Er war ein Sohn des Erasmus von Layming zu Amrang und der Kunigunde von Schönstett. Er hatte in Bologna den Titel eines Doctor decretorum erworben. Bereits 1400 erscheint er als Salzburger Kleriker. 1412 ist er als Passauer Domkanoniker fassbar. Er war nacheinander Offizial in Passau (1420) und Wien (1423)3), war Pfarrer in Obernberg4) sowie Pfarrkirchen im Rottal5) und Kirchberg am Wagram6) und Propst in Mattsee7). Neben dem Passauer hatte er auch noch ein Freisinger Kanonikat inne8). Leonhard wurde 1423 vom bayerisch gesinnten Flügel des Passauer Domkapitels gegen den Willen Herzog Albrechts V. von Österreich zum Bischof von Passau gewählt, 1424 von Papst Martin V. bestätigt und vom Salzburger Erzbischof geweiht. König Sigismund bestätigte ihm darauf alle dem Hochstift Passau früher verliehenen Privilegien. Die Auseinandersetzung mit Herzog Albrecht zog sich über einige Jahre hin, 1428 gelang dem Erzbischof von Salzburg, Eberhard von Starhemberg, der Ausgleich. Leonhard wandte sich darauf der österreichischen Seite zu und wurde 1438 nach der Wahl Albrechts V. zum deutschen König dessen vertrauter Rat. Er förderte die Kirchen- und Klosterreform9). Mit den Bürgern der Stadt Passau geriet er in Konflikt, als diese den Status einer freien Reichsstadt anstrebten. Kaiser Friedrich III. setzte diesen Bestrebungen 1443 durch den sog. Passauer Spruch ein Ende. Das Fürstenzeller Nekrolog führt ihn als Wohltäter des Klosters an10).

Textkritischer Apparat

  1. In... Baptistae fehlt Hund, Metropolis.
  2. castrae et Hund, Metropolis.
  3. munificus reparator Hund, Metropolis.
  4. Ergänze in pace. Cuius... etc. fehlt Hund, Metropolis, statt dessen die S. Johannis Baptistae.

Anmerkungen

  1. Der im Boden liegende Stein war laut Clm 27085 durch das Gestühl verdeckt.
  2. Enea Silvio Piccolomini sah den Stein, der noch zu Lebzeiten des Bischofs – laut Hund bereits in seinem ersten Regierungsjahr – angefertigt worden war, und lobte ihn mit überschwenglichen Worten: „Vidi enim mirificum marmor, quod tam subtili ingenio sculptum erat, ut vel Phidie vel Praxitelis opus videri potuerit, nec meo judicio, qui tamen Romanas statuas contemplatus sum, altioris artificii quicqum huic operi poterat adjungi. Vera illic vestra jacebat imago: Job in utrumque latus erat insculptus, super pectus vestrum crucifixus residebat. In infulis quoque circa beatam virginem bis vestra effigies cernebatur, ad pedes vestros duo leones tam vivis similes, ut terrorem ingererent aspicientibus angeli undique quasi volantes astabant“ (Der Briefwechsel des Eneas Silvius Piccolomini. Hg. Rudolf Wolkan. 1. Abteilung, Band 1 (Fontes Rerum Austriacum 2. Abteilung 61) Wien 1909, 432–435. Offensichtlich trug das Denkmal zu dieser Zeit noch keine Inschrift, denn Enea Silvio Piccolomini hat im gleichen Brief einen Vorschlag für einen Epitaphtext gemacht, über dessen Ausführung wir allerdings nichts wissen:
    „Epitaphium Leonardii Pataviensis episcopi
    Qui populos rexit moderatius undique muris
     Opida qui cinxit edibus eximiis,
    Qui simul ecclesias ruinosaque castra refecit,
     Qui census auxit pignora quique luit,
    Quem bonus ingenti cesar dilexit amore
     Et gener Albertus et Fridericus adhuc,
    Largus elemosina, peregregius, optimus hospes,
     Clarus et ingenio, clarus eloquio.
    Durus in Hussitas, Laimingo e sanguine cretus,
     Justus et in cunctis, providus atque pius,
    Hujus in hoch tumulo presul dignissimus urbis
     Conditus est. heu cur Leonardus obit?
    Stat sua cuique dies moritus majorque minorque.
     Nil hominum melius quam bene scire mori.
    Vgl. auch: Schindler Herbert, Das verschollene Layming-Grabmal.
  3. Vgl. Krick, Domstift 214, 217.
  4. Obernberg am Inn, Pol. Bez. Ried im Innkreis/OÖ.
  5. Pfarrkirchen/NB.
  6. Kirchberg am Wagram, Pol. Bez. Tulln/NÖ., Pfk. St. Stephan. Bei Eiselt, Kirchberg nicht belegt.
  7. Mattsee, Pol. Bez. Salzburg-Umgebung/S., Kollegiatstift St. Michael.
  8. Freising/OB. Kathedrale Mariae Geburt.
  9. Krick, Domstift 42; Leidl, Bischöfe 32f., Gatz, Bischöfe 400f.
  10. MGH Necrologia Germaniae IV, 116.

Nachweise

  1. Clm 27085, fol. 192v; Bruschius, De Laureaco 305f.; Krick, Domstift 226f. Nr. 13. Schindler, Layming-Grabmal; Halm, Plastik I, 77f.

Zitierhinweis:
DI 67, Stadt Passau, Nr. 143† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di067m010k0014302.