Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 625 Bückeburg, Stadtkirche 1646

Beschreibung

Grabplatte für Lucia Maria von Steding. Stein. Die hochrechteckige Grabplatte ist außen an der Südseite der Kirche als achte Platte von Westen aufgestellt. Sie zeigt im achteckigen, vertieften Innenfeld die eingehauene Inschrift A. Die Eigennamen sind durch größere Buchstabenhöhe hervorgehoben. In den vier Ecken der Platte in rechteckigen, jeweils zum Innenfeld hin abgeschrägten, vertieften Feldern vier Vollwappen mit den darüber (obere Wappen) bzw. vermutlich darunter (untere Wappen) eingehauenen Beischriften B, von denen jedoch die beiden unteren Beischriften nicht zu sehen sind, da die Platte in den Boden eingelassen ist.

Maße: H.: 254,5 cm; B.: 135 cm; Bu.: 4–6 cm (A), 3,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    B(ONAE) M(EMORIAE) S(ACRVM) / LVCIA MARIA / DE GENTE STEDINGIORVM ANTIQVISSIMA / D(OMI)NI THEODORI A BRINCK / HOLSATO-SCHAWENBVRGICI, OLIM / PROPRINCIPISa) / ALTERA CONIVNX / ANNIS AVREIS ISTIS, ET TRANQVILLIS, / BLANDISSIMO SVB IVGO, / SINE OFFENSA TRANSACTIS,b) / BELLIS DEINDE ORBI IMMISSIS, / COMPARE SVO VIDVATA: / POSTQVAM / QVICQVID SVPERFVIT TEMPORIS / PROMISCVA CVM SORTE DIVISIT / ET MORBO TANDEM NON VNO FATIGATA / MORTALITATIc) SE SVBDVXIT / AD LATVS MARITI, À SVIS COMPOSITA, / HEIC IACET, / PRAECLARVM, QVONDAM, NOBILIS=/SIMAE IUVENTVTIS SIDVS; / LIBERORVM VTRIVSQVE SEXVS, / MAXIMAM PARTEM SVPERSTITVM, / MAIORVMQVE VESTIGIIS FELICITER / INSISTENTIVM, / HONORATISSIMA MATER, / SED ETd) / MAGNVM, DOMI, FORISQ(VE) / DVM VIXIT, / MATRONIS, QVAE VIRTVTES AFFECTANT, / EXEMPLVM / EXIVIT IV · ID(VS) MARTIe)1) · M · DC · XLVI / AETATIS LXII · / HAVE ET VALE ·

  2. B

    STEDING  KERSENBRVCH 
    [ - - - ]  [ - - - ] 

Übersetzung:

Dem guten Andenken geweiht. Lucia Maria aus dem uralten Geschlecht von Steding war die zweite Ehefrau des Herrn Dietrich vom Brinck, des ehemaligen Holstein-Schaumburgischen Statthalters. Nachdem sie diese goldenen und ruhigen Jahre in zärtlichstem Ehebund ohne Auseinandersetzungen verlebt hatte, wurde sie anschließend, als Kriege in die Welt hereinbrachen, ihres Partners beraubt. Nachdem sie die verbleibende Zeit mit wechselhaftem Schicksal verbracht und schließlich, durch nicht nur eine Krankheit erschöpft, sich dem Kreis der Sterblichen entzogen hatte, ruht sie, von den Ihren an der Seite ihres Gatten beigesetzt, hier. Einst ein glänzender Stern der edelsten Jugend, eine hochgeehrte Mutter von Kindern beiderlei Geschlechts, die zum größten Teil noch leben und glücklich den Spuren ihrer Ahnen folgen, aber auch zu ihren Lebzeiten zu Hause und außerhalb ein bedeutendes Beispiel für die Ehefrauen, die nach den Tugenden streben. Sie starb vier Tage vor den Iden des März 1646 mit 62 Jahren. Sei gegrüßt, und lebe wohl. (A)

Wappen:
Steding2)Kerssenbrock4)
Dincklage3)Oeynhausen5)

Kommentar

Gleichmäßig ausgeführte Kapitalis aus eher schmalen, hohen Buchstaben. Bogen- und Linksschrägenverstärkung; die Schäfte sind verhältnismäßig breit und zumeist mit u-förmiger Kerbe ausgeführt. Die Sporen nähern sich Serifen an. Beim B setzen die beiden Bögen getrennt untereinander am Schaft an; Analoges gilt für Bogen und Cauda des R. Beim Q waagrechte, geschwungene Cauda mit rechtsschrägem Ansatzstrich, der den Bogen durchschneidet. Während sonst durchgehend V-Schreibung herrscht, tritt in IUVENTVTIS ein rundes U mit rechtem Schaft auf.

Zur sprachlichen Gestaltung der Grabinschrift vgl. Einleitung Kap. 6.1.

Lucia Maria von Steding zu Holzhausen wurde 1584 als Tochter des schaumburgischen Rats und Drosten zu Pinneberg, Johann Hilmar von Steding zu Holzhausen,6) und der Anna von Kerssenbrock geboren.7) Sie heiratete 1605 Dietrich vom Brinck, der 1626 starb (vgl. Nr. 557). Lucia Maria von Steding starb am 12. März 1646 und wurde am 9. April desselben Jahres in Bückeburg begraben.8)

Textkritischer Apparat

  1. HOLSATO-SCHAWENBVRGICI, OLIM / PROPRINCIPIS] fehlt von Arnswaldt.
  2. SINE OFFENSA TRANSACTIS,] fehlt von Arnswaldt.
  3. MORTALITATI] mortalitate von Arnswaldt.
  4. SED ET] SEDET von Arnswaldt, Michel.
  5. I mit größerer Buchstabenhöhe zum Ausdruck der Kontraktion der Genitivendung.

Anmerkungen

  1. 12. März.
  2. Wappen Steding (zwei Balken, aus deren oberem ein Löwe hervorwächst); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 121 u. Bd. 2, Tafel 305.
  3. Wappen Dincklage (im Schildhaupt drei Rosen balkenweise, darunter drei Andreaskreuze 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 40 u. Tafel 99.
  4. Wappen Kerssenbrock (Schrägbalken, belegt mit drei Rosen); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 29 u. Tafel 73.
  5. Wappen Oeynhausen (viersprossige Leiter); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 95 u. Bd. 2, Tafel 230.
  6. Michel, Grabsteine, in: Schaumburg-Lippische Heimat-Blätter 10 (1959), Nr. 2, ohne Seitenzählung, Grabstein 8, Anm. 4. Vgl. das Titelblatt des Hochzeitsgedichts, das Johannes Orsaeus (zu ihm Nr. 486) anlässlich der Heirat der Lucia Maria von Steding verfasste (vgl. Nr. 557, Anm. 23).
  7. Von Arnswaldt, Einige Inschriften und Wappen von Epitaphien in Stift Obernkirchen und Bückeburg, S. 18; der Verfasser zieht auch eine Schwester der Anna von Kerssenbrock namens Catharina als Mutter in Erwägung. Von Arnswaldt führt ferner die Großeltern auf: Heinrich von Steding und Johanna von Dincklage sowie Gerlach von Kerssenbrock und Lucia von Oeynhausen.
  8. Michel, Grabsteine, in: Schaumburg-Lippische Heimat-Blätter 10 (1959), Nr. 2, ohne Seitenzählung, Grabstein 8, Anm. 4.

Nachweise

  1. Von Arnswaldt, Einige Inschriften und Wappen von Epitaphien in Stift Obernkirchen und Bückeburg, S. 18.
  2. Michel, Grabsteine, in: Schaumburg-Lippische Heimat-Blätter 10 (1959), Nr. 2, ohne Seitenzählung, Grabstein 8.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 625 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0062506.