Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 260(†) Rinteln, Museum Eulenburg 1575, 1576, um 1575

Beschreibung

Glasmalereien. Die bleigefassten Glasmalereien befanden sich im 19./20. Jahrhundert auf der Arensburg. Ob die Glasmalereien ursprünglich für die Arensburg angefertigt wurden oder erst später dorthin gelangt sind, ist unklar (vgl. Nr. 353). Sie wurden neu in je zwei nebeneinanderliegende Glasfenster im sogenannten Blauen Salon im ersten Obergeschoss eingefügt. Der Verbleib der Scheiben mit den Inschriften A–D ist unklar;1) sie werden nach Fotografien ediert. Die Scheiben mit den Inschriften E–G wurden bereits in den 1950er-Jahren aus der Arensburg ausgebaut und wurden in den Jahren 2015–2017 vom Museum Eulenburg Rinteln aus Privatbesitz erworben.2) Die Glasmalereien zeigen jeweils ein Vollwappen. Unterhalb des Wappenschilds ein ursprünglich aus zwei Glasscheiben durch einen Bleisteg zusammengesetztes Schriftband, auf dem in Schwarz auf weißem Grund die Inschrift aufgemalt ist. Einige Scheiben sind in mehrere Stücke zersprungen und durch Bleistege wieder zusammengefügt. Bei Inschrift A fehlte der linke Teil der linken Glasscheibe. Das Museum Eulenburg bewahrt weitere ebenfalls aus der Arensburg ausgebaute Glasmalereien ohne Inschrift oder mit Inschriften aus jüngerer Zeit.3)

Inschriften A–D nach Fotografien im Archiv des Museums Eulenburg Rinteln.

Maße: H.: 38 cm (E), 35 cm (F), 34 cm (G); B.: 24,5 cm (E), 23 cm (F), 21,5 cm (G); Bu.: 2 cm (E), 1 cm (F, G).

Schriftart(en): Mischminuskel aus gotischer Minuskel und Fraktur mit Frakturversalien.

Die Eulenburg. Museum Rinteln (Wilfried Koch) [1/4]

  1. A †

    [ - - - ]w // [ . ] Monychusen ·

  2. B †

    Boryes van // Monychusen der // Jungera)

  3. C †

    Jasper Vam // Hauß

  4. D †

    Dyrych · Van // La[nde]sberge

  5. E

    [ . . . . . ] // Moller · 1576

  6. F

    Johan · Van // Ohmen

  7. G

    Cr[ . . . o]ffer Van // Donepe · 1575

Wappen:
Münchhausen,4) Münchhausen, Haus,5) Landsberg,6) Möller,7) Oheimb,8) Donop9)

Kommentar

Die Mischminuskel enthält noch Elemente der gotischen Minuskel, insbesondere das kastenförmige a, dessen Balken verdoppelt ist, aber auch Buchstaben mit Schwellzügen, etwa das ß, das Schaft-s und das runde s oder das y. Das durchgehend verwendete Bogen-r besteht aus einem Kurzschaft und einem darübergesetzen Quadrangel, das durch einen Haarstrich mit dem Kurzschaft verbunden ist. Die Brechungen der Schäfte und Bögen sind spitz ausgezogen, wie es sonst eher bei Goldschmiedeminuskeln üblich ist. Der Bogen das h und der rechte Schrägschaft des y läuft unter der Grundlinie in einer umgebogenen Zierlinie aus. Über dem u zwei parallele Schrägstriche. Daraus, dass alle Wappenscheiben ähnlich gestaltet sind und dieselben Schriftmerkmale aufweisen, kann man schließen, dass auch die undatierten Stücke um 1575/76 entstanden sind.

Zu Börries d. J. von Münchhausen vgl. Nr. 411.

Jasper vom Haus war Herr auf Eimbeckhausen (Lkr. Hameln-Pyrmont),10) Wunstorf (Region Hannover) und Steinlake (Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen). Er war mit Katharina von Rottorp verheiratet, der Tochter des Claus von Rottorp auf Hülsede (Nr. 317).11) Von Arnswaldt zufolge starb er am 16. Januar 1588; eine nicht mehr vollständig lesbare Grabplatte befindet sich in der Kirche von Eimbeckhausen.12)

Dietrich von Landsberg, ein Sohn des Othrabe von Landsberg, trat zusammen mit seinem Bruder im Jahr 1578 als Stifter des Taufbeckens der St. Martini-Kirche in Stadthagen auf (Nr. 280). Er starb vor 1601 (vgl. Nr. 334).

Die Familie Möller (vom Hirsch) war ein Hamburger Patriziergeschlecht. Ob das Wappen für den braunschweigischen Kanzler Joachim Möller steht, der für den Grafen von Holstein-Schaumburg Gesandtschaftsreisen unternahm, beispielsweise 1566 und 1576 zum Reichstag in Regensburg,13) lässt sich nicht klären; die verbliebenen Buchstabenreste des Vornamens sprechen eher nicht dafür, doch könnten die einzelnen Scherben falsch zusammengesetzt worden sein.

Johann von Oheimb, der Sohn des Bodo von Oheimb, war schaumburgischer Hofmeister.14) Er starb zwischen 1575 und 1578.15) 1581 kam es zu einem Rechtsstreit um seinen Nachlass zwischen seinem Sohn Tönnies und seiner Konkubine Catharine Soistmann.16)

Christoph von Donop wurde 1539 als Sohn Christophs d. Ä. von Donop und der Elisabeth von Amelunxen geboren. Nach dem Schulbesuch in Lemgo (Kreis Lippe, Nordrhein-Westfalen) und Hannover studierte er in Wittenberg.17) Er war Rat und Hausdrost unter Graf Hermann Simon von Spiegelberg, anschließend Landdrost unter Graf Philipp von Spiegelberg. Danach wurde er Hofrat und Hofrichter der Grafen zur Lippe. 1569 heiratete Christoph von Donop Clara von Kerssenbrock. Nach ihrem frühzeitigen Tod heiratete er in zweiter Ehe Dorothea von Langen. Aus der Ehe gingen vier Söhne und vier Töchter hervor. Christoph von Donop starb am 31. Januar 1609 in Blomberg (Kreis Lippe, Nordrhein-Westfalen) und wurde in der Nikolaikirche in Lemgo bestattet.18)

Textkritischer Apparat

  1. en der // Junger] kleiner.

Anmerkungen

  1. Die Glasmalereien befanden sich bis 2016 auf der lange Jahre leer stehenden Arensburg, sind aber seitdem verschollen (mündliche Mitteilung von Stefan Meyer, Museum Eulenburg Rinteln).
  2. Briefliche Mitteilung von Stefan Meyer, Museum Eulenburg Rinteln; sie tragen die Inv.-Nr. EG 13/2015.
  3. Ein aus mehreren Teilen zusammengesetztes Fenster zeigt einen Wappenschild mit den Initialen CP in Ligatur, darunter den Rest einer Inschrift in Fraktur: [ . ]kordt Presvn 16[ . . ]. Es wäre denkbar, dass dieses Objekt aus der Zeit vor 1650 stammt. Darunter ein Schriftfeld mit der Inschrift V(ON) G(OTTES) G(NADEN) ELISABETH / [ . ]HILEBINA · GREFIN / ZU SCHAUMBURG / LIP[ . . ] · VND STERNBE[ . . ] / Anno · 1676 ·. Ein weiteres Fenster zeigt zweimal das lippische Wappen und folgende Inschriften: Links: AUGUSTUS · / GRAFF · VNDT · / EDELER · HERR · / ZU · DER · LIPPE · / WOll · BESTALTER · OBERSTER · / Anno · 1670 ·. Rechts: MAGDALENA · / GREFFINN · VND · / EDEL[E] · FREULEIN · / ZUR LI[PPE] / Anno 1670. Zwischen den beiden Inschriften ein Wappen, das sich nicht identifizieren ließ (gespalten, 1. zwei gekreuzte Zweige, 2. Löwe, darüber ein dreilätziger Turnierkragen).
  4. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  5. Wappen Haus (gestümmelter Ast); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66 u. Bd. 2, Tafel 160.
  6. Wappen Landsberg (geteilt: 1. Fuchs, 2. Schräggitter); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 78 u. Bd. 2, Tafel 190.
  7. Wappen Möller (gespalten: 1. Balken, in dem eine halbe Rose und ein halber achtstrahliger Stern zusammengeschoben sind, 2. halbe Lilie am Spalt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 5, Abt. 3, S. 11 u. Tafel 12.
  8. Wappen Oheimb (oberer Teil eines Gemskopfs, an dem unten sieben Blutstropfen hängen); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 96 u. Bd. 2, Tafel 234; hier abweichend: drei Blutstropfen.
  9. Wappen Donop (gezinnter Rechtsschrägbalken); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 41 u. Tafel 100; hier abweichend: linksgewendet.
  10. Auf Gut Eimbeckhausen ist er 1571 inschriftlich bezeugt; Kdm. Kreis Springe, S. 41.
  11. Von Arnswaldt, Die von Haus, S. 214f.; dort auch Angaben zu den Kindern aus dieser Ehe.
  12. Von Arnswaldt, Die von Haus, S. 214; vgl. Mithoff, Fürstenthum Calenberg, S. 26 u. Kdm. Kreis Springe, S. 38.
  13. NLA BU, L 1 Nr. 190 u. 642 (nach Findbuch); vgl. auch NLA BU, L 1 Nr. 650: „Verwendung Dr. Joachim Möllers in schaumburgischen Diensten“ (Findbucheintrag).
  14. Vgl. NLA BU, L 1, Nr. 4851 aus dem Jahr 1553 (nach Findbuch).
  15. Vgl. NLA BU, L 1, Nr. 4858 aus dem Jahr 1575 (nach Findbuch). 1578 ist in der archivalischen Überlieferung von seinem Nachlass die Rede (Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 470,18–21).
  16. NLA BU, L 1, Nr. 8282 (nach Findbuch).
  17. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 306 (Eintrag vom 7. Mai 1555).
  18. Leichenpredigt für Christoph von Donop, Titelblatt und fol. D IVr–E IVr. Vgl. DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 104.

Nachweise

  1. Fotografien im Archiv des Museums Eulenburg Rinteln.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 260(†) (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0026005.