Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 88 Hülsede, St. Aegidien 1507

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Sechspassfuß mit breitem Standring und durch Perlschnur verzierter Zarge. Auf einem der Pässe aufgenietet ein Kruzifix mit dem eingravierten Titulus A; die Abschnitte des Schriftbands, auf denen ursprünglich der erste und der letzte Buchstabe angebracht waren, fehlen. Auf dem Pass links des Kruzifixes eine sitzende Madonna mit Kind auf der Mondsichel; auf dem Pass rechts des Kruzifixes ein schräggestellter Wappenschild. Inschrift B verläuft glatt vor schraffiertem Grund auf einem Schriftband über alle sechs Pässe. Die sechsseitigen Schaftstücke sind glatt. Die runden Außenflächen der Rotuli sind schraffiert; sie trugen vermutlich ursprünglich Emailleplättchen.

Maße: H.: 17,1 cm; Dm.: 13,9 cm (Fuß), 11 cm (Kuppa); Bu.: 0,3 cm (A), 1 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Gotische Minuskel mit Versalien (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    (IESUS) N(AZARENUS) R(EX IUDAEORUM)1)

  2. B

    1507 / · p(er)petua · p(ro) / · me(m)oria · E/ylhard(us) · V/isscher · ple/ban(us) · i(n) · petz/e(n) · ded(it)

Übersetzung:

1507 stiftete Eylhard Vischer, Pastor in Petzen, (diesen Kelch) zum ewigen Andenken. (B)

Wappen:
Eylhard Vischer2)

Kommentar

Die sorgfältig gearbeitete gotische Minuskel der Inschrift B ist als Bandminuskel aus gefalteten und umgeknickten Bändern gestaltet. Der untere Bogenabschnitt des p ist nach links durch den Schaft hindurchgesteckt. Analoges gilt für den Balken des t. Der rechte Schrägschaft des y endet unten in einer eingerollten Zierlinie. Am Schaft des l und des h setzt oben ein Zierhäkchen an. Ungewöhnlich ist das Bogen-r, dessen Bogen zu einem Quadrangel reduziert ist; darunter die Cauda in Form eines Schrägbalkens. Ein ähnliches Bogen-r findet sich auf einem Kelch aus dem Jahr 1522 in Rinteln (Nr. 107). Das mit t ligierte z ist auf einen nach unten ausgezogenen Bogen reduziert, der unterhalb des Balkens des t ansetzt. Beim u ist (zur Unterscheidung von n) der rechte Schaft oben abgeschrägt. Linksgewendete 5 und lambdaförmige 7. Die Null kleiner in der Mitte des Mittelbands. In (I)NR(I) (Inschrift A) retrogrades N mit zwei Ausbuchtungen am Schrägschaft.

Eylhard Vischer ist bereits 1487 (und abermals 1493) als Kirchherr in Petzen nachweisbar. Er war Vorsteher einer Kalandsbruderschaft in Obernkirchen. Mit seiner Magd Alheit, der Tochter des Bruen by Norden aus Meinsen, hatte er einen Sohn namens Johann.3)

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. Wappen Eylhard Vischer (Kelch; anstelle einer Kuppa ein unziales E mit Abschlussstrich, dessen Querbalken von einem senkrechten Schaft durchkreuzt ist).
  3. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 138,9–11 sowie S. 204,43f.

Nachweise

  1. Mithoff, Fürstenthum Calenberg, S. 105 (B).
  2. Kdm. Kreis Springe, S. 90f. (B).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 88 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0008803.