Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 83 Möllenbeck, Kloster vor 1505

Beschreibung

Fenstergewände. Stein. In Raum 16 im Erdgeschoss des Nordflügels befindet sich auf dem Fenstersturz des westlichsten Fensters Inschrift A. Sie ist vermutlich eingehauen und mit einer dunklen, rötlichen Masse verfüllt, vor dem Beginn der Inschrift das Steinmetzzeichen M9. Inschrift B ist an der linken Seite am Fenstergewände eingehauen und schwarz gefasst, darüber sind drei kurze waagrechte Striche eingehauen.

Maße: Bu.: ca. 5 cm (A), ca. 3 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    absentem lauda prese[ . ]ntema) honora [ . . ]b)

  2. B

    d

Übersetzung:

Lobe den Abwesenden, ehre den Anwesenden. (A)

Kommentar

Der Text stellt eine Abwandlung von Spruchweisheiten dar, die davor warnen, jemanden in Anwesenheit zu loben, z. B. presentem laudare minime decet1) oder absens honos cupitur, presens displicet.2) Da aber die vorliegende Inschrift gleichzeitig dazu auffordert, einem Anwesenden Ehrerbietung entgegenzubringen, wäre denkbar, dass der Raum, in dem die Inschrift gewissermaßen als Verhaltensregel angebracht ist, bei Besuchen hochgestellter Persönlichkeiten im Kloster genutzt wurde.

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen e und n wurde ein Buchstabe getilgt.
  2. Es folgen ein Spatium, ein Schaft mit Brechung oben und unten, ein Riss im Stein, der mit Zement gefüllt wurde, ein Spatium und ein Schaft ohne Brechungen.

Anmerkungen

  1. Walther, Proverbia, Nr. 22210a.
  2. Walther, Proverbia, Nr. 34367a.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 83 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0008308.