Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 76† Möllenbeck, Kloster 15. Jh.?

Beschreibung

Rosenkranz, an einer Holztafel befestigt. Über die Ausführungsart der Inschrift, die Dohm zufolge am Rosenkranz selbst angebracht war, ist nichts überliefert. Dohm gibt 1720 an, das Stück noch gesehen zu haben.1)

Inschrift nach Dohm.

  1. Spes hominum coelique decus virgo inclyta salveInclita pura pia castissima virgo MariaEsto salutata semper cum prole beataMe cum prole pia benedicat virgo Maria

Übersetzung:

Du Hoffnung der Menschen, Zierde des Himmels, berühmte Jungfrau, sei gegrüßt. Die berühmte, reine, gnädige, keusche Jungfrau Maria sei immer mit ihrem holdseligen Sohn gegrüßt. Die Jungfrau Maria soll mich mit ihrem gnädigen Sohn segnen.

Versmaß: Vier Hexameter, V. 2–4 zweisilbig leoninisch gereimt.2)

Kommentar

Das Gedicht bedient sich am reichen Inventar mittelalterlicher Marienhymnen. Der Gruß an Maria ist dem Engelsgruß aus dem Lukasevangelium (Lc 1,28) und in zweiter Linie auch dem Salve regina3) entnommen. Dort wird Maria auch mit dem Attribut pia belegt. Als spes hominum wird sie beispielsweise in einem Hymnus eines Anonymus Noanus bezeichnet.4) Die Verse 3 und 4 sind in dieser Kombination auch anderweitig überliefert, z. B. in einer Miszellanhandschrift des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum.5) In einem Hymnus Super Ave Maria findet sich als Schlussvers die Formulierung: Nos cum prole pia benedicat virgo Maria.6)

Anmerkungen

  1. Dohm, Stricturae ad historiam coenobii Mollenbeccensis pertinentes, S. 33.
  2. In V. 2 u. 3 in der Penthemimeres jeweils eine Längung in der Arsis.
  3. Analecta hymnica 50, Nr. 245 (S. 318).
  4. Analecta hymnica 48, Nr. 297 (S. 296).
  5. Sign. FB 32008 (sog. Vintlersches Arzneibuch), fol. 30v (nach Bernhard Sandbichler/Hans Peter Sandbichler, Handschriftenkatalog des Museum Ferdinandeum: Die Codices des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum bis 1600, o. O. [Innsbruck], 1996–1999, http://www.ksbm.oeaw.ac.at/kataloge/AT/3900/Ferdinandeum.pdf, zuletzt benutzt am 27.7.2015). Vgl. auch Gustav Binz, Die Handschriften der Oeffentlichen Bibliothek der Universität Basel, Erste Abteilung: Die deutschen Handschriften, Erster Band, Basel 1907, S. 56 zur Handschrift A VI, 4 (dort fol. 132r).
  6. Analecta Hymnica 30, Nr. 153 (S. 278).

Nachweise

  1. Dohm, Stricturae ad historiam coenobii Mollenbeccensis pertinentes, S. 33.
  2. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 112.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 76† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0007603.