Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 66 Stadthagen, St. Martini 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Antependium. Gestickte Borten, Seidensamt, Leinen. 45 Stücke von Dalmatikstäben oder anderen Besatzstreifen eines Ornats sind in Zweitverwendung auf drei Antependien aus schwarzem Samt aufgenäht.1) Jedes Stickereistück zeigt eine Heiligenfigur oder einen Engel unter einem Baldachin. Auf dem kleinsten der drei Antependien zeigt das dritte Stück von links Bernhardin von Siena in Mönchskutte mit Heiligenschein, der mit der Rechten auf das von einem Strahlenkranz umgebene Monogramm Jesu zeigt, das er in der Linken hält. Die Inschrift ist mit gelbem Faden eingestickt.

Maße: H.: 32 cm (Antependium), 26 cm (Stickerei); B.: 121,5 cm (Antependium), 8,5 cm (Stickerei); Bu.: 0,4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. ihsa)

Kommentar

Ein Anhaltspunkt für die Datierung ist die Kanonisierung des Bernhardin von Siena im Jahr 1450.2) Der Franziskanermönch hatte die Verehrung des Namens Jesu gefördert und wird deshalb mit dem von einer Gloriole umgebenen Jesusmonogramm dargestellt.

Nach stilistischen und technischen Kriterien wird im Ausstellungskatalog „Kunst und Kultur im Weserraum“ eine Herkunft vom Niederrhein oder aus den südlichen Niederlanden und eine Datierung auf die Zeit um 1480 vorgeschlagen.3) Vergleichsstücke des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig, auf denen Heilige in ähnlicher Weise unter Baldachinen dargestellt sind, werden auf das Ende des 15. Jahrhunderts datiert.4)

Textkritischer Apparat

  1. Für ihesus.

Anmerkungen

  1. Vgl. Katalog Kunst und Kultur im Weserraum, Bd. 2, Kat. Nr. 136, S. 446.
  2. H. W. van Os, Bernhardin von Siena, in: LCI, Bd. 5, Sp. 389–392, dort Sp. 389.
  3. Katalog Kunst und Kultur im Weserraum, Bd. 2, Kat. Nr. 136, S. 446.
  4. Leonie von Wilckens, Die mittelalterlichen Textilien. Katalog der Sammlung, hg. vom Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Braunschweig 1994, Kat.-Nr. 48 u. 49 (S. 97–99). Ein vergleichbares Stück in der Schatzkammer des Kölner Doms wird im Rheinischen Bildarchiv Köln auf den Anfang des 16. Jahrhunderts datiert (Bildarchiv Foto Marburg, Aufnahme-Nr. RBA 096 265 des Rheinischen Bildarchivs Köln, http://www.bildindex.de/document/obj05202862?medium=mi01082f14, zuletzt benutzt am 5.5.2017). Für freundliche Auskünfte danke ich Tanja Kohwagner-Nikolai (München) und Sabine Kißler (Helmstedt).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 67f.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 66 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0006607.