Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 54 Möllenbeck, Kloster 1495 o. früher

Beschreibung

Fragment der Grabplatte für Conrad Repeller. Stein. Sie war zum Zeitpunkt der Aufnahme im Frühjahr 2009 im Erdgeschoss des Nordflügels in dem zwischen Sommer- und Winterrefektorium gelegenen Raum 16 an der Ostwand aufgestellt. 1962 befand sie sich „vor dem Eingang zum Chor auf der Treppe im Ostflügel“ und war bereits damals in einem „schwer beschädigten Zustand“.1) Etwa das obere Drittel der Platte fehlt. Im Innenfeld ist als Ritzzeichnung die untere Hälfte eines Kelchs mit vielpassförmigem, von Spitzen unterbrochenen Fuß und gebuckeltem Nodus zu erkennen. Die Inschrift läuft um den Stein um, wobei jede der vier Schriftzeilen als ein an den Enden eingerolltes Schriftband gestaltet ist. Die Buchstaben und die Begrenzungslinien der Schriftbänder sind eingehauen. Da die Platte rechts und unten stark abgetreten ist, sind an der rechten Langseite keine, am unteren Rand nur noch ein Teil der Buchstaben sichtbar.

Maße: H.: 142 cm; B.: 114 cm; Bu.: 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ]d(omi)[n(u)s . . . . ]adusa) repeller / qvi hic iacet sepultus cvivsb) anima reqviesca[ - - - ]

Übersetzung:

[…] Herr [Conr]ad Repeller, der hier begraben liegt. Seine Seele möge ruhen […]

Kommentar

Sehr sorgfältig gestaltete gotische Minuskel. Der untere Bogenabschnitt des p durchschneidet den Schaft. Rundes s aus zwei gegeneinander versetzten Bogenabschnitten. Der Bogen des h ist in eine doppelte Zierlinie ausgezogen. Der Schaft des q reicht in qvi nur bis zur Grundlinie und ist im Unterlängenbereich als rankenartige Zierlinie fortgeführt. Auch die übrigen Unterlängen sind zu Zierstrichen ausgezogen.

Conrad Repeller stammte aus Rinteln und schrieb sich 1433 an der Universität Rostock ein.2) Er war Kanoniker im Möllenbecker Kanonissenstift und hat auch die Priesterweihe empfangen.3) Als Bischof Albert von Minden das Stift im Jahr 1441 aufhob und der Windesheimer Kongregation der Augustinerchorherren übergab, zog Repeller nach Rinteln, wo er als Notar tätig war.4) 1447 ist er als Rintelner Stadtrichter bezeugt.5) Zu seinem Besitz zählte Land zwischen Rinteln und Exten.6) Er lässt sich noch in einer Möllenbecker Urkunde vom 23. April 14727) und durch eine Stiftung, die er 1477 zugunsten eines Altars in der Rintelner Nikolaikirche tätigte, nachweisen. 1495 wird er als verstorben bezeichnet.8) Vermutlich war er schon 1491 nicht mehr am Leben, da in einer Fischbecker Urkunde vom 24. April 1491 ein Meierhof in Rehren erwähnt wird, den vorher „Cord Reppeler“ besessen habe.9)

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich zu ergänzen zu [conr]adus.
  2. Zwischen v und i ist eine schräge Kerbe in den Stein eingehauen.

Anmerkungen

  1. Heutger, Stift Möllenbeck, 11962, S. 37.
  2. Matrikel Rostock, Bd. 1, S. 45, Nr. 2.
  3. Repeller wird in einer Urkunde vom 25. Mai 1461 als einer von mehreren Presters genannt (UB Möllenbeck, Nr. 31). In einer Urkunde vom 22. Januar 1449 wird er als presbyter bezeichnet (UB Rinteln, Nr. 174).
  4. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 73f.; vgl. UB Rinteln, Nr. 173 vom 4. März 1446 und Nr. 187 vom 19. Juni 1471: ego Conradus Repellers, clericus Mindensis dyocesis, publicus imperiali auctoritate not(arius).
  5. UB Möllenbeck, Nr. 161 vom 29. Oktober 1447.
  6. Heutger, Stift Möllenbeck, 11962, S. 37; Brosius, Augustiner-Chorherrenstift Möllenbeck, S. 8f.
  7. UB Möllenbeck, Nr. 342.
  8. Maack, 114x5 Minuten Stadtgeschichte Rinteln, S. 116–118 (ohne Quellenangabe für die Stiftung aus dem Jahr 1477); vgl. UB Rinteln, Nr. 205 vom 1. August 1495.
  9. UB Fischbeck, Teil 2, Nr. 267. Repeller hatte den halben Meierhof zusammen mit seinem Sohn im Jahr 1470 vom Kloster Fischbeck gekauft (UB Fischbeck, Teil 1, Nr. 201 vom 20. Mai 1470).

Nachweise

  1. Heutger, Stift Möllenbeck, 11962, S. 37.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 54 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0005407.