Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 38 Deckbergen, St. Petri 1. H. 15. Jh., nach 1611

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Sternförmiger sechsseitiger Fuß mit mehrfach getreppter und mit Kreuzornament verzierter Zarge. Auf dem Rand des Fußes umlaufend ein Schriftband mit der glatt erhaben in schraffierter Zeile ausgeführten Inschrift A. Runde Schaftstücke, die Zwickel des Nodus mit Maßwerk verziert. Auf den rautenförmigen Rotuli die Einzelbuchstaben der Inschrift B glatt erhaben vor bearbeitetem Hintergrund. Auf dem Fuß am Übergang zum Fußhals ein später aufgesetztes rundes Silbermedaillon mit zwei eingravierten Vollwappen und den links, oberhalb und rechts der Helmzieren eingravierten Beischriften C. Die Kuppa ist erneuert.

Maße: H.: 17,7 cm; Dm.: 15 cm (Fuß), 11 cm (Kuppa); Bu.: 0,5 cm (A), 0,6 cm (B), 0,2 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A, B), Kapitalis (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    + ave maria gracia / plena dominus tecum / benedicta tu in / mulieribus eta) benedic/tusb) fructus ventris / tui Jh(esu)s chr(istu)sc) amen1)

  2. B

    J h e s v s

  3. C

    B(RAND) V(ON) B(ARDELEBEN) // E(LISABETH) V(ON) W(IETERSHEIM)

Übersetzung:

Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist mit Dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus Christus. Amen. (A)

Wappen:
Bardeleben,2) Wietersheim3)

Kommentar

Sorgfältig gravierte gotische Minuskel. Der untere Bogen des g nach rechts ausholend. Der untere Bogenabschnitt des p durchschneidet den Schaft. Der Balken des e ist nach rechts oben zu einem Zierstrich verlängert, der in einem Punkt endet. Auch an den Bogenenden des s teilweise Zierstriche, die in einem Punkt enden, ebenso an der Fahne des r in gracia.

Die Datierung des Kelchs folgt den Kunstdenkmälerinventaren.4) Jünger ist das Medaillon auf dem Fuß. Brand von Bardeleben (1589–1637) war der zweite Ehemann Elisabeth von Wietersheims. Die Hochzeit fand vor 1619 statt, nachdem ihr erster Ehemann 1611 verstorben war. Elisabeth war 1653 noch am Leben.5) Aufgrund dieser Eckdaten lässt sich eine grobe Datierung der Inschrift C wohl in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts vornehmen.

Textkritischer Apparat

  1. et] fehlt Katalog Religiöse Kunst aus Hessen und Nassau.
  2. benedic/tus] benedictatus Katalog Religiöse Kunst aus Hessen und Nassau.
  3. Befund: xpc.

Anmerkungen

  1. Gebetstext nach Lc 1,28.
  2. Wappen Bardeleben (drei Beile 2:1); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 11, S. 5 u. Tafel 2.
  3. Wappen Wietersheim (Balken, belegt mit zwei Lilien); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 132 u. Bd. 2, Tafel 333.
  4. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 36. Im Katalog Religiöse Kunst aus Hessen und Nassau, Textband, Nr. 180, S. 154 wird das Objekt in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert.
  5. Joost, Geschichte der Familie von Wietersheim, S. 38.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 36 (A, C).
  2. Katalog Religiöse Kunst aus Hessen und Nassau, Textband, Nr. 180, S. 154f. u. Tafelband II, Tafel 267d (A).
  3. 1100 Jahre St. Petri-Kirche Deckbergen (C).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 38 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0003803.